Wir erstellen in loser Folge Rezensionen für Krippenbücher, heute „Die schönsten Krippen bauen – Das umfassende Handbuch“.
Autor: Günther Reinalter, Löwenzahn Verlag, ISBN: 978–3706624329, 256 Seiten, 29,95 €
Das Handbuch von Günther Reinalter ist vielleicht das vollständigste Handbuch zum Krippenbau, das in deutscher Sprache erschienen ist. Mit 256 Seiten ist es zumindest eines der ge‑wichtigsten. Günter Reinalter beginnt sein Buch zunächst mit einer kurzen Abhandlung über die Tiroler Krippentradition und ihre Protagonisten beginnend mit Johann Probst und vorläufig endend mit Rupert Reindl. Danach folgt ein ausführlicher Kalender der Krippenszenen zwischen dem 11. November und Aschermittwoch, wie man ihn für eine Jahreskrippe benötigt.
Die Seiten 23 bis 56 widmet Günter Reinalter grundlegenden Betrachtungen zur Krippe (10 Krippenbauregeln), ihren Stilrichtungen und den dazugehörigen Figuren. Das Kapitel Krippenfarben (57–66) betrachtet im Detail die symbolische Bedeutung der Farben und die Möglichkeiten und Einschränkungen von Beize und Pulverfarben. Die darauf folgende Werkzeugliste und die Materialliste geben einen Eindruck von den Vorlieben eines Tiroler Krippenbauers an der Jahrtausendwende. Darauf folgt das wichtige Kapitel zu „Halbzeugen“ wie Krippenmörtel, Pudel und „Krippenwasser“, die sich der Krippenbauer selbst herstellen muss.
Im Kapitel Krippenmeter und Perspektive werden Betrachtungen zu Größenverhältnissen in der Krippe und der Grenze der Maßstäblichkeit im Krippenbau gegeben. Danach folgt der Hauptteil des Buches, in dem der Bau aller wesentlichen Komponenten eines Krippenbergs, u.a. Balkone, Brücken, Brunnen, Dächer, Fenster, Zäune u.v.m. vorgestellt wird. Drei besondere Kapitel werden den Themen Krippenbotanik, Beleuchtung und Hintergrund gewidmet. Wobei das Kapitel Hintergrund zwar Überlegungen zu diesem Thema anstellt, aber keine Anleitung sein will. Zum Schluss folgen noch zwei Kapitel mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen für eine heimatliche Krippe und eine orientalische Krippe.
Im letzten Teil seines Buchs befasst sich Günter Reinalter mit besonderen Formen und deren Herausforderungen, z.B. Schneekrippen oder Baumschwammkrippen. Abschließend verwendet er noch einige Seiten auf den Bau von Krippenfiguren (Ankleidefiguren, Papierfiguren).
Das Handbuch von Günther Reinalter erschien 2008 in zweiter Auflage. Es überrascht daher nicht, dass trotz seines großen Umfangs und der großen Bandbreite der behandelten Themen wichtige neue Entwicklungen fehlen. So verliert das Buch kein Wort über den Einsatz von Abtönfarben. Ebenso fehlt die Hell-auf-Dunkel Technik, wie sie u.a. die italienischen Krippenbauer meisterhaft einsetzen. Auch in der Materialauswahl ist der heute wichtigste Werkstoff, extrudiertes Polystyrol (XPS, Styrodur©) nicht enthalten. Den Schritt-für-Schritt-Anleitungen fehlt die Maßskizze, so dass Anfänger kaum damit ihre erste Krippe bauen können. Wer seine erste Krippe bauen möchte, ist mit Gerner / Röhrig: „Krippen selber bauen“, Bechtermünz (2000) besser bedient.
Ich empfehle das Buch uneingeschränkt den Krippenbauern, die bereits eine Krippe gebaut haben und sich über die Details der Techniken informieren wollen. Es gibt kaum ein umfassenderes Handbuch auf dem Markt.