Krippen sind wunderbar.
Krippen bringen uns das biblische Geschehen nahe.
Deshalb gibt es Heimatkrippen.
Aber leben wir noch in der bäuerlichen Kultur unserer Krippen?
Wir leben in einer Dienstleistungsgesellschaft.
Wer heute eine Herberge sucht, blättert im Immobilienteil der Tageszeitung.
Zahlt Provisionen an den Makler.
Nimmt womöglich Belastungen auf sich, die er nicht tragen kann.
Die Herbergsuche 2010 ist nicht romatisch. Im digitalen Bilderrahmen im Hintergrund wechseln sich traditionelle wunderschöne Krippen mit Bildern von boatpeople und HartzIV-Empfängern ab…
Doch. Ich liebe auch die Krippen, die wir alle kennen.
Ich glaube aber, dass die Krippe sich weiter entwickeln muss, wenn sie dieFunktion in unser Gesellschaft behalten soll, die sie immer hatte.
Josef
Die Herbergsuche 2010 ist nicht romatisch. Im digitalen Bilderrahmen im Hintergrund wechseln sich traditionelle wunderschöne Krippen mit Bildern von boatpeople und HartzIV-Empfängern ab…
Doch. Ich liebe auch die Krippen, die wir alle kennen.
Ich glaube aber, dass die Krippe sich weiter entwickeln muss, wenn sie dieFunktion in unser Gesellschaft behalten soll, die sie immer hatte.
Das ist ein interessantes Argument: Warum muss sich die Krippe weiterentwickeln? Hat sie früher das Elend, das es auch auf Bauernhöfen – oder ganz allgemein – gab, thematisiert? Gibt es dafür Beispiele? Sollen Krippen zur Sozialdiskussionen anregen? Oder eher dem Jesuskind Geborgenheit in unserem Heim geben, auch auf die Gefahr einer Idealisierung der Realität?
Ich glaube allerdings auch, dass solche Darstellung ihre Brechtigung haben (siehe zum Beispiel die Geschichte von Martin, der in einem unserer Kurse eine ganz moderne Krippe gebaut hat. Leider habe ich davon gerade kein Bild zur Hand. Schön ist dabei auch, dass sich ein Jugendlicher solche Gedanken macht, wenn er eine Krippe baut.
Freue mich über ergiebige Diskussionen zu diesem Thema!
Mathias
Hallo lieber Mathias,
nein ich glaube nicht, dass Krippen provozieren oder soziale Mißstände anprangern sollen. Sie wollen uns nur mit hineinnehmen mitten ins heilige Geschehen. Damit wir auch anbeten und miterleben können, wie die Hirten, die Weisen, .…
Deshalb haben die reichen Neapolitaner ihr Neapel dargestellt und als die Krippen unter Kaiser Joseph die Kirchen und Klöster verlassen mussten, entstand die Heimatkrippe. Und Heimat, das war die bäuerliche Kultur unserer Heimat. Aber die bäuerliche Kultur gibt es nur noch wenig gegenüber früher. Auch die Arbeiterkultur ist nicht mehr die Wirklichkeit der Mehrheit von uns. Wir leben in einer Dienstleistungsgesellschaft. Die Bilder haben sich geändert. Wir suchen unsere Herberge nicht mehr beim Wirt in der Gasse. Wir suchen in den Immobilienanzeigen der Zeitungen und Banken. Die Zurückweisung („… Göid regiert die Wöid…“) ist die gleiche wie in Bethlehem. Aber sie ist nicht die Hauptsache, sondern Maria und Josef und Jesus sind es.
Wir haben uns daran gewöhnt und ich glaube, dass die Krippe, wenn wir sie nicht weiterentwickeln in unsere Gegenwart mit ihren Bildern und Erfahrungen hinein, Gefahr läuft etwas Dekoratives zu werden und nicht mehr die Projektion unserer religiösen Empfindung.
Der Gedanke, dass wir dem Jesuskind in idealisierter Form eine Heimat in „schönen“ Krippen geben, hat natürlich auch etwas Berückendes und Berührendes, das geb‘ ich gerne zu. Denn wir leben ja nicht in einer „objektiven“ Wirklichkeit, sondern in der Wirklichkeit, unseresr Welt, wie wir sie uns schaffen – in unserem Kopf und Herzen.
Viele Grüße
Josef