Wir boten 2017 im Sommer einen Krippenbaukurs für perspektivische Krippen in Italien an. Petra Mallinger und Sebastian Raups aus Traunreut berichten für uns.
Vom 3. bis 8. Juli 2017 vermittelte Kursleiter Antonio Pigozzi den Kursteilnehmern im italienischen Farneta den Bau von perspektivischen Krippen. Neben zehn Teilnehmern aus Deutschland nutzten auch fünf Mitglieder des maltesischen Krippenbauvereins die Möglichkeit, die theoretischen Grundlagen dieser speziellen Krippenbauweise in praktischer Arbeit zu erlernen. Unterstützt wurde Antonio von Nicolo Cellegato, Romano Bertole und Domenico Petrucci. Die Räumlichkeiten und die herzliche Art des Hotelpersonals im Al Ciocco boten dafür optimale Rahmenbedingungen.
Die Tiefenwirkung einer perspektivischen Krippe wird generell durch verschiedene Faktoren erzeugt. So muss die Geometrie der Gebäude dem Betrachter eine Tiefe vortäuschen. Daher lernten die Teilnehmer noch vor der Planung der ersten Gebäude wie sie abhängig von der jeweiligen Figurengröße die nötigen Fluchtlinien anzeichnen und die Größe der Krippe festlegen.
Material und Vorgehen
Als Material für die Gebäude wird Styrodur verwendet, das normalerweise als Dämmungsmaterial im Baugewerbe eingesetzt wird und als solches für den Krippenbauer im Baumarkt erhältlich ist. Als Grundplatte und Basis für die spätere Landschaft kommt daher bei Krippen von Antonio Pigozzi eine ca. 7 cm dicke Styropor-Platte zum Einsatz. Die Grundfläche für die Gebäude wird zunächst darauf angezeichnet. Durch punktuelles Abtragen und Auftragen von Styropor bietet sich die Möglichkeit, eine Grundstruktur für die spätere Landschaft zu schaffen. Nach Platzierung der Gebäude wird das Styropor mit Gips bestrichen. Den noch feuchten Gips kann man im Nachgang mit geeignetem Werkzeug modellieren, um Felsstrukturen herauszuarbeiten.
Für die Grundierung von Landschaft und Gebäuden dient eine mit Wasser stark verdünnte dunkle Acrylfarbe. Das spätere Fassen der Krippe erfolgt mit einer Mischung aus Hasenleim und Pigmentfarben. Im Vergleich zu Gebäuden ist für das Fassen von Vegetation und Landschaft jedoch ein stärker konzentrierter Leim zu wählen.
Beim farblichen Fassen einer perspektivischen Krippe ist zu bedenken, dass nur von einer zentralen Lichtquelle, nämlich der Sonne ausgegangen wird. Stellen, die im Schatten etwa von Gebäuden, Vegetation oder Bergen liegen, sind dunkler zu halten als Stellen im direkten Lichteinfall. Zur Verstärkung des perspektivischen Effektes nimmt die Intensität der Farben zum Horizont hin ab. Selbst der erfahrenste Kursteilnehmer stand staunend daneben wenn Antonio, Nicolo, Romano oder Domenico den Pinsel in die Hand genommen haben und mit ihrem Auge für die passende Farbgebung die Landschaft zum Leben erweckt haben.
Abendliche Unterhaltung
Inmitten der umgebenden mediterranen Berglandschaft konnten die Teilnehmer die Licht- und Schattenspiele der Natur selbst studieren und Inspiration für die eigene Krippenlandschaft gewinnen.
Nach einem langen Arbeitstag bot der Abend stets ein abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm, so dass die Bettruhe selten vor Mitternacht eingeläutet wurde. Neben kurzweiligen Musikabenden waren die Kursteilnehmer auch zu einem Besuch des Krippen-Museums in Gazzano eingeladen. Hierfür haben Antonio Pigozzi und andere Gleichgesinnte mit viel Herzblut die Stallungen eines ehemaligen Priesterseminars umgebaut. Kleine, bis (fast) lebensgroße Krippen mit integrierter Beschneiungs-Anlage sorgten unter den Kursteilnehmern für Staunen.
Die Tage waren von einer entspannten Atmosphäre geprägt, in denen alle Teilnehmer einander unterstützt haben und auch Einsteiger nicht zurückgelassen wurden. Die gemeinsame Zeit und manche „Leiden“ beim Bau haben so länderübergreifende Freundschaften entstehen lassen.
Neben diesem Artikel gibt es einen weiteren Bericht zum Krippenbaukurs „Perspektivische Krippen“ von Florian Unterhitzenberger aus Österreich, in dem er von Italien schwärmt.