Von Rudi Sassen, Günzburg
Im Kursprogramm von 2017 wartete die Krippenbauschule Klüsserath gleich mit zwei Highlights auf. Zum Einen wurde unter Leitung von Antonio Pigozzi ein Baukurs zum Bau von perspektivischen Krippen angeboten. Zum Anderen war ein Kurs für neapolitanische Krippen unter der Federführung von Claudio Mattei ausgeschrieben. Beide Lehrgänge waren als Weiterbildungsmaßnahme für Krippenbaumeister vorgesehen. Krippenbegeistert wie ich bin, hätte ich mich am liebsten für beide Termine angemeldet. Um den Familienfrieden zu wahren – meine Frau ist nicht so stark von dem Krippenvirus befallen – stand ich vor der Qual der Wahl. So entschied ich mich letztendlich für den Kurs zum Bau der neapolitanischen Krippe. Hier nun mein Bericht dazu.
Anreise und Vorbereitungen
An einem Sonntag reiste ich mit meinem Vereinskollegen Michael nach Klüsserath an. Abends schon wurde uns Claudio Mattei und sein Team vorgestellt, das neben seiner Frau Gloria, aus Rosella Lolli und Umberto Palazzo bestand. Des Weiteren lernten sich hier auch die Kursteilnehmer kennen. Damit wir den Ausführungen und Anweisungen unserer italienischen Kursleiter folgen konnten, fungierte Klaus Porten als Dolmetscher. Im Rahmen einer kurzen Einführung erklärte uns Claudio die Geschichte und Symbolik der neapolitanischen Krippe. Mit diesem Hintergrundwissen gewappnet, machten wir uns am nächsten Tag ans Werk. Als kleine Hilfestellung diente uns ein von Claudio gebautes Styrodurmodel, das einen zerfallenen Säulentempel mit Brunnen und Höhle sowie einem Haus mit Balkon zeigte.
Zunächst suchte sich jeder Kursteilnehmer, passend zu der von ihm gewünschten Figurengröße, zwei aus Gips oder Polyresin gegossene Säulen aus. Nachdem die Grundplatte und das Grundgestell aus Holz und die Mauerteile aus Styrodur ausgesägt waren, begann die eigentliche Arbeit. Diese bestand darin Kork zu schneiden und aufzukleben. Um verputzte Mauerteile anzudeuten, haben wir großflächige Stücke von einer 2 mm Dämmkorkmatte geschnitten und verklebt. Für die Ziegelsteine, Wand- und Bodenfliesen mussten wir anschließend entsprechende kleinere Teilchen zurecht schneiden. Felssteine wurden aus Korkrinde gefertigt, das Gesims für das Steingebälk und auch größere Mauersteine wurden aus 1 cm starken Korkplatten geformt. Aus dünnen, trapezförmig geschnitten Styrodurstreifen rundeten wir über Bleistifte noch die typisch südländischen Dachziegel (Mönch und Nonne).
Neapolitanische Abschlussarbeiten
Nachdem wir drei ganze Tage damit beschäftigt waren, unsere Gebäude mit Kork zu bekleben, wurde ein Haftgrund aufgetragen. Hierbei musste alles, aber wirklich auch alles, mit einem kakaofarbenen Gemisch aus Weißleim, Wasser und brauner Abdeckfarbe, bestrichen werden. Am Nachmittag ging es mit der Bemalung, dem heikelsten Bereich im Krippenbau, los. Unsere Italiener brachten hier richtig Farbe ins Spiel und wiesen uns die gesamte Bandbreite der Farbpalette auf. Farbtöne, wie Lila, Rosa und Orange kamen zur Anwendung und verliehen effektvolle Akzente.
Am letzten Tag wurden dann die Fliesen und Steine mit einem Mörtel aus Korkmehl und Leimwasser ausgefugt. Hierbei wurde die breiförmige Masse, wie beim richtigen Fliesen, gleichmäßig in die Fugen eingebracht, und nach einer kurzen Trocknungsphase konnte der überschüssige Mörtel mit einem feuchten Schwämmchen abgewischt werden. Um der gesamten Krippe noch einen altertümlicheren Anschein zu verleihen, verklebten wir klein gemahlenes Moos in Fugen und Ritzen.
Auf diese Weise entstanden ganz tolle und individuelle Krippen, bei denen kaum noch zu erkennen war, dass bei allen das gleiche Modell als Vorlage diente.
Tolle Gemeinschaft unter Krippenfreunden
Wer aber nun meint, dass sich die gemeinschaftlichen Aktivitäten nur auf den Krippenbau beschränkten, war wohl noch nie in Klüsserath. Am Abend saß man meistens gemütlich bei dem einen oder anderen Gläschen Wein oder Bier im Museumskeller, wo unsere gesangsfreudigen Italiener Lieder aus ihrer Heimat vortrugen. Den Ohrwurm „Io Vagabondo“ werde ich daher wohl so schnell nicht los und vermutlich immer mit den neapolitanischen Krippen in Verbindung bringen. Eine Weinprobe bei einem heimischen Winzer stand ebenso auf dem Programm wie ein Ausflug zu einem Aussichtspunkt, von dem wir einen schönen Ausblick auf Klüsserath und die Mosel hatten und einen wunderschönen Sonnenuntergang genießen konnten. Ebenso waren wir an einem Abend bei Pia Madert, der Klüsserather Vereinsvorsitzenden, zu einem kleinen Umtrunk mit Krippenschauen eingeladen.
Überraschenderweise bekamen wir in der Kurswoche auch noch Besuch von unserem Verbandspräsidenten Martin Martleiter. Dieser erklärte sich dann spontan dazu bereit für uns einen Gottesdienst in einer Kreuzwegkapelle, in den Klüsserather Weinbergen, abzuhalten. Die Heilige Messe, die zweisprachig zelebriert wurde, war der krönende Abschluss einer gelungenen Woche.
Damit ich aber keinen zu großen Andrang auf zukünftige Baukurse in Klüsserath auslöse und hierdurch den Platz für meine eigene Teilnahme blockiere, erspare ich mir weitere Lobeshymnen.