Ich wollte immer schon mal Figuren schnitzen, was liegt da näher, als einen Kurs zu besuchen? Am ersten Wochenende im Februar 2014 habe ich deshalb den Tier-Schnitzkurs der Krippenbauschule besucht, hier mein Bericht dazu.
Ablauf
Freitags bis 15:00 Uhr Anreise
Beginn ab 15:00 Uhr in den Schulräumen mit Schnitzarbeiten
18:00 – 18:15 Kleine Abendbrotpause
bis 21:00 Uhr Schnitzarbeiten
Samstags ab 9:00 Uhr Schnitzarbeiten
12:00 bis 13:00 Uhr Mittagspause
16:00 Uhr Lehrgangs-Ende
Die Ablaufplanung ist sehr gut gewählt, da es berufstätigen Teilnehmern ermöglicht, auch bei einer weiteren Anreise teilzunehmen. Es reicht ein halber Urlaubstag aus, um an zwei Tagen jeweils sechs Stunden zu schnitzen. Auch das frühe Ende am Samstag lässt alle Möglichkeiten offen: Entweder zurückzufahren oder die Vorzüge der Mosel-Gegend noch zu genießen und erst am Sonntag zurückzufahren.
Da ich aus Georgsmarienhütte (bei Osnabrück) anreiste, hatte ich um eine Übernachtungsmöglichkeit nachgefragt. Nachdem Klaus Porten mir eine schöne Ferienwohnung empfohlen hatte, kam auch meine Frau Marlies auf den Geschmack und ist kurzentschlossen mitgefahren.
Das Schnitzen von Figuren
Als blutiger Anfänger bin ich mit meinem Sammelsurium an Schnitzeisen angereist – „mehr ist nicht erforderlich“ – so Klaus Porten.
Insgesamt waren acht Teilnehmer/innen dabei (eine Dame und sieben Herren), die überwiegend aus der näheren und weiteren Umgebung stammten und teilweise bereits einen Vorgängerkurs besucht hatten. Aus Lindenholzbohlen wurden zunächst die „Rohlinge“ zugeschnitten. Die Anfänger wie ich nahmen Schafe mit unterschiedlichen Kopfstellungen, die Fortgeschrittenen Esel, Pferd u. a. Motive in Angriff.
Nach einer kurzen Sicherheitsanleitung und Hinweisen zum richtigen Führen der Schnitzeisen sowie zur Holzstruktur ging es los. Schnell stellten sich meine tollen Schnitzeisen als so stumpf heraus, „das man darauf bis Texas hätte reiten können“. Aber kein Problem: Die Krippenbauschule verfügt über beste Schärf-Technik, die auch meinen heruntergekommenen Eisen wieder Schärfe beibrachte.
Meine Erkenntnisse zur Ausstattung
Gute, scharfe Schnitzeisen sind die halbe Arbeit. Für erste Arbeiten braucht man nur wenige Schnitzeisen und Schnitzmesser. Es ist nicht erforderlich, alle denkbaren Schnitzeisen im Vorfeld zu kaufen und mitzuschleppen. Die Krippenbauschule hat Schnitzeisen, und es können auch welche günstig erworben werden.
Sinnvoll ist eine Schnitzer-Schürze oder sonstiges widerstandsfähiges Arbeitszeug, das auch mal einen Messer-Ausrutscher verträgt. Weiterhin möchte ich Schnitzhandschuhe erwähnen und eine kleine „Notfall-Apotheke“.
Aus dem „Rohling“ wird nun Schritt für Schritt die Körperform herausgearbeitet und immer weiter im Detail gestaltet. Dabei orientiert man sich an Schnitzvorlagen (Zeichnungen, Skizzen, Fotos) oder an fertigen Schnitzarbeiten als Modelle. Klaus Porten gibt hierbei immer wieder Hilfestellungen und Tipps.
In meinem Eifer – und ohne Schnitzhandschuh – habe ich es dann geschafft, meinen Daumen in meine Schnitzkunst mit einzubeziehen. Aber kein Problem: Die „alten Hasen“ halfen gern mit Pflaster aus und gaben folgenden Kommentar: „Das Pflaster ist vorrangig zum Schutz des Holzes vor Blutverfärbungen notwendig – der Schnitzer muss das auch ohne vertragen können“.
Am ersten Tag habe ich mein Schaf bis auf einige Detailarbeiten fertigstellen können. Das war aus meiner Sicht ein tolles Ergebnis!
Meine Erkenntnisse zur Schnitztechnik
Es sieht schwerer aus als es ist! Man sollte in aller Ruhe arbeiten und es sollte Spaß machen. Wenn ein Teil Probleme bereitet, zunächst ein anderes weiter machen. Oder nach einer Pause sich der Herausforderung neu stellen. Das Schnitzen entwickelt so eine fast „meditative Wirkung“. Die Schnitztechnik zu lernen ist ein ständiger Erfahrungs-Prozess, der wohl nicht autodidaktisch oder allein aus Lehrbüchern sich selbst beigebracht werden kann. Man bedarf der Anleitung eines erfahrenen und geduldigen Schnitzmeisters wie von Klaus Porten in Klüsserath.
Zu Beginn des zweiten Tages erfolgte eine Werkzeugpflege, insbesondere das Nachschärfen auf der sogenannten „Schwabbelscheibe“. Gestern hatte ich mit feineren Eisen der Krippenbauschule gute Erfahrungen gemacht. Diese wurden jetzt weiterhin eingesetzt. Am Lehrgangsende habe ich mir dann auch einige davon gekauft.
Meine Erkenntnisse zum Schärfen
Das Schärfen der Schnitzeisen und Schnitzmesser ist eine Wissenschaft für sich. Es gibt hierbei viele Methoden und Werkzeuge. Es kann „klassisch“ von Hand mit Schärf-Steinen oder elektrisch mit Schärf-Systemen, die unterschiedliche Schärf- und Abziehscheiben verwenden, erfolgen. Da das scharfe Schnitzeisen ein Schlüssel zum Erfolg ist, muss sich jeder Schnitzer intensiv mit dem Thema befassen und seine eigene Methode entwickeln.
Die Detailarbeiten bei meinem ersten Schaf wurden fortgesetzt und z. B. die Hufe genau herausgearbeitet. Bei den Arbeiten der Schnitz-Anfänger werden die Ohren nicht in einem Stück aus dem Rohling herausgearbeitet, sondern einzeln mit einem Schnitzmesser geschnitzt und dann mit Leim eingesetzt.
Parallel dazu habe ich ein zweites Schaf begonnen. Die Arbeiten gingen wesentlich leichter und schneller von der Hand.
Das Rahmenprogramm
In der Mittagspause erzählte meine Frau mir von ihrem Rahmenprogramm. Nachdem sie am vergangenen Nachmittag eine Tour nach Bernkastel-Kues unternommen hatte, war sie am heutigen Morgen durch die Weinberge gewandert, hatte das Krippenmuseum besucht und sich die Pfarrkirche angesehen. Dort war noch eine Krippen-Szene der Weihnachtskrippe zu sehen. Für nach dem Kurs-Ende um 16:00 Uhr planten wir eine Städtetour nach Trier.
Weitere Fertigkeiten beim Schnitzen
Nachmittags erfolgten noch verschiedene Anleitungen zum
- Anlegen von Augen
- Darstellung von Fell bzw. Wolle
- Anlegen unterschiedlicher Beinstellungen
- Anlegen verschiedener Körper- und Kopf-Haltungen
- Verschiedene Schnitttechniken mit den Schnitzeisen
- Aufbewahrung, Schutz und Pflege der Schnitzeisen
- Erläuterungen zum Fassen von Krippenfiguren
- Erläuterung der verschiedenen Holzarten
Insgesamt habe ich unzählige Tipps und Hinweise erhalten. Das zweite Schaf ist auch noch bis auf einige Details fertig geworden.