Im Sommer 2014 sind wir mit 19 Krippenbegeisterten zu Antonio Pigozzi aufgebrochen, um die hohe Kunst der Perspektive beim Krippen bauen zu erlernen. Auf den Höhen des Apennin entstanden dabei heimatliche und orientalische Dioramenkrippen und eine europäische Freundschaft. Beim „Corso presepistico avanzato pratico“ konnten in der Emilia-Romagna die Teilnehmer selbst mit Styrodur, Gips und Farbe Krippendioramen bauen. Gazzano liegt in einer touristisch noch nicht so überlaufenden Ferienregion. So konnte ein Kurs mit einem ganz besonderen Gemeinschaftserlebnis entstehen.
Für den Kurs hatten Antonio Pigozzi, Nicolo Celegato, Gianluigi Barbieri und Romano Bertola von „Cammino ad Oriente“ Dioramen vorbereitet. Zwei verschiedene Dioramen mit einem tiefen Durchblick in der Mitte und den perspektivisch verzerrten Gebäuden: ein mittelitalienisches Dorf und eine Szene aus dem Heiligen Land. Zehn der Kursteilnehmer entschieden sich für die italienische, perspektivische Krippe, und dennoch sind keine zwei Krippen gleich geworden.
Verschiedene Methoden der Perspektive
Besonders interessant für die Teilnehmer waren dabei die verschiedenen Methoden der Perspektive. Beim Schneiden des Styrodurs für Häuser und Mauern entscheidet die geometrische Verzerrung über den perspektivischen Effekt. Dazu kommen der nach hinten abnehmende Detailgrad und die Farbverschiebung von grün nach blau. Diese beiden Effekte waren für viele Kursteilnehmer dann doch ungewohnt. Viel lieber hätten sie auch im Hintergrund die Hänge grün gemacht oder wenigstens die Grundierung braun gehalten. Aber Nicolo Celegato bleib unerbittlich: „prospettiva!“
Teilnahme am Dorfleben
Eine Besonderheiten dieses Kurses war die Teilnahme am Dorfleben. Los ging es in der „Mostra de presepio“ (Krippenausstellung) in Gazzano. Im Stall- und Scheunengebäude des ehemaligen Pfarrhauses stellen Antonio Pigozzi und befreundete Krippenbauer ihre Krippen aus. Darunter befindet sich u.a. die bekannte Darstellung des Besuchs Mariens bei Elisabeth, die schon das Banner des italienischen nationalen Krippenkongresses geziert hat. An einem anderen Abend verwöhnten unsere Gastgeber die Gaumen mit Geschmackvollem aus der Emilia-Romagna von Salami bis Ziegenkäse (Pecorino) mit Honig und natürlich italienisches Süßgebäck. Zum Abschluss der Kurswoche lud ein Lautsprecherwagen die Menschen im Dorf ins Festzelt auf dem Tennisplatz. Etwa siebzig Besucher und alle Beteiligen nutzten dabei die Gelegenheit, die ausgestellten neuen Krippen zu bewundern. Geboten wurde dann der „Tanz der Greise“ der Männertanzgruppe aus Gazzano, das Trio aus „Tristan und Isolde“ und ein Besuch von „La Befana“, die jedes Jahr am 5. Januar die Kinder beschenkt.
Es war ein besonderer Kurs und er war auch ein Beispiel für Freundschaft in Europa über Ländergrenzen hinweg.