Hallo liebe Krippenfreunde,
vor ca. 8 Jahren habe ich meiner Tochter leichtsinnig versprochen, wenn sie eine eigene Wohnung hat ich ihr eine orientalische Krippe baue. Nun ist es soweit und ich muss zu meinem Wort stehen, d.h. ich bin nun im Zugzwang und sollte bis Weihnachten eine Krippe bauen. Ich habe mich im Forum schon etwas schlau gemacht was zu beachten ist und wie am besten vorgegangen wird. Ich denke aber ohne Hilfe und Tips von Euch wird es schwer werden mein Versprechen einzuhalten.
Mein Plan ist eine Wurzel in die Krippe zu integrieren. An die Wurzel möchte ich ein altes ruinenmässiges Gebäude mit Torbogen bauen sodass zusammen ein schöner „Stall / Höhle“ entsteht. Nun hätte ich als erstes die Frage mit welchem Material ich am besten die Seiten und Hinterwand der Höhle gestalte sodass die Wände unregelmäßig aussehen. Sind hier Weichfaserplatten geeignet?
Ich versuche ab Baubeginn Bilder zu fertigen und diese ins Forum zu stellen, sodass der Werdegang vom Bau der ersten Krippe eines „Laien“ verfolgt werden kann.
Wie gesagt ich bin für alle Tips mehr als dankbar.
Viele Grüsse
Andi
Hallo Andi,
Weichfaserplatten gebrochen (nicht geschnitten), gestapelt und mit Heißkleber fixiert sind ein guter Anfang. Man muss sie nachher mit „Wolle“ von den Faserplatten gut kalfaltern (verstopfen) und mit Krippenmörtel verstreichen, denn es entstehen dabei immer ordentlich große Lücken. Die Rückwand der Höhle bei meiner orientalischen Krippe von 2011 ist z.B. so entstanden, vgl. Abbildung. Der Eingangsbogen ist dagegen aus Gips.
Alternativ kannst Du auch STYROPOR-Reste verwenden. Ich nehme z.B. gerne Verpackungselemente aus Styropor, wie sie für Elektrogeräte genutzt werde. Die kann man schön brechen oder mit dem Brotmesser passend zurecht schneiden. Auf Styropor arbeite ich am liebsten mit einem Mörtel aus 1/3 Gips, 1/3 Fliesenkleber oder Innenspachtel und 1/3 Schleifstaub oder gaaaanz feinen Sand. Dieser trocknet schneller und ist wegen dem Fliesenkleber in der Mischung trotzdem gut zu verarbeiten. Allerdings darf man ihn wie alle Gipsmörtel nicht mit Fassadenfarbe bestreichen, sondern sollte Dispersionsfarbe für Innen verwenden.
Hallo Nitzemer,
vielen Dank für die schnelle und hilfreiche Antwort. Ich werde es mit Weichfaserplatten versuchen, da dies ( siehe deine Krippe ) sehr schön und realistisch aussieht. Am Wochenende werde ich alles nötige einkaufen und loslegen. Ich versuche mit Bildern die Fortschritte zu dokumentieren. Sicher werden im Laufe des Bau‚s noch einige Fragen auftauchen. Wird sicher spannend da ich handwerklich nicht der grosse Meister bin.
Allen ein schönes Wochenende.
Viele Grüsse
Andi
Hallo zusammen,
die ersten Schritte sind getan. Die Höhle ist fertig. Diese habe ich mit Weichfaserplatten gemacht. Hat ganz gut geklappt.
Die meisten Gebäude sind ebenfalls fast fertig. Nun geht es am nächsten Wochenende daran die Krippe und die Höhle zu verputzen. Ist hier Krippenmörtel das richtige Material oder sollte zumindest für die Höhle ein anderer Putz zum Einsatz kommen. Da ich gerne vorplane habe ich noch eine Frage zum fassen und Patinieren. Ist es günstiger dies mit Pulverfarben zu machen oder ist es besser hier mit Dispersionsfarbe zu arbeiten. Da ich Anfänger in habe ich schon Respekt vor dem verputzen, fassen und patinieren und bin über jeden Ratschlag froh.
Viele Grüsse
Andi
Hallo Andi,
auf Weichfaserplatten ist Krippenmörtel die erste Wahl. Er haftet sehr schön und lässt sich lange verarbeiten. Für die Höhle nimmst Du am besten den feinen Krippenmörtel (Kreide, Schleifstaub, Leimwasser=1 Leim + 5 Wasser) und rührst ihn schön breiig an. Dann kann man den Krippenmörtel mit einem alten Pinsel auftragen (Schleifstaub und Kreide im Volumenverhältnis 1:1). Den Pinsel anschließend sofort komplett im Wassereimer versenken, sonst kriegt man ihn nie wieder sauber.
Auf den Häusern sollte der Krippenmörtel (orientalisch = feiner Kripenmörtel, s.o.) eher wie Butter oder Quark sein. Du trägst ihn mit einem Stukkateurspachtel oder einem Malerspachtel auf. Dabei muss Du darauf achten, dass Du den Mörtel nicht breitreibst. Der Verputzer auf Deiner Krippe ist auch nur 12cm groß
Den Boden kannst Du ähnlich wie die Höhle mit dem Pinsel bearbeiten.
Noch etwas: wenn Flächen sehr glatt sind, dann haftet der nasse Putz nicht gut. Solche Flächen streicht man vorher mit einer Schlämpe aus etwas Kreide in Leimwasser ein und lässt sie gut trocknen.
Mauern oder herausgebrochene Steine aus Styrodur o.Ä. werden nur mit Kreidewasser bestrichen, aber nicht verputzt.
Hallo Andi,
wenn alles verputzt ist, hast Du erst einmal Pause und kannst mit Deiner Tochter telefonieren Der Krippenmörtel trocknet langsam und muss an allen Stellen wirklich gut durchtrocknen. Ich rechne mindestens eine Nacht in einem gut gelüfteten Heizungskeller. Dicke Schichten brauchen auch noch länger. Wenn der Mörtel nicht trocken ist, kriegst Du die Farbe nicht in den Griff!
Nach dem Trocknen muss die Krippe grundiert werden. Als Grundierung empfehle ich Dir weiße Fassadenfarbe. Wischfeste weiße Dispersionsfarbe für Innen tut es zur Not auch. Wieder gut trocknen lassen.
Für das Fassen empfehle ich Pulverfarben und Bier Das Bier übernimmt bei dieser Technik die Aufgabe des Leims oder Binders. An anderen Stellen wird man Pulverfarben mit Leimwasser oder mit Hasenleim empfehlen. Das verwende ich auch gerne, aber für Anfänger hat Fassen mit Bier einen riesengroßen Vorteil: Wenn es nicht geworden ist, wischt man es einfach wieder weg und probiert es nochmal.
Für das Gelände empfehle ich Dir eine Palette, z.B. den Deckel von einem Farbeimer oder einen alten weißen Teller, mit etwas Umbra natur oder dunkelbraun und etwas Umbra gebrannt oder gebrannte Siena zu bestücken. Diese Farben nimmt Du mit dem bierfeuchten Pinsel einzeln oder vermischt auf und „rubbelst “ sie schön tief in die tiefsten Ritzen und Spalten hinein. In den Fugen darf kein Weiß über bleiben. Mit etwas Weiß oder Umbra-Grün kannst Du noch etwas abtönen. Vorsicht mit dem Grün, der Orient ist ein trockenes Land.
Wenn Du ein Stück fertig hast, nimmst Du einen Eimer mit Wasser und einen „glitzi“-Küchenschwamm, den du nass machst und guuuut ausdrückst. Damit wischt Du die Farbe von den erhobenen Teilen des Geländes wieder herunter, bis Dir die Färbung gefällt. Den Schwamm immer wieder schön sauber machen und öfters das Wasser wechseln. Der Schwamm soll ja nicht den Pinsel ersetzen. Auf diese Weise kannst Du das Gelände gut patinieren.
Auf den verputzten Hauswänden gehst Du analog vor, allerdings würde ich an Deiner Stelle Umbra gebrannt oder gebrannte Siena und ein wenig Ocker verwenden, jedoch nur wenig Dunkelbraun. Vorsicht mit dem Ocker, er kann sehr gelb machen, wenn das Bier getrocknet ist. Auch hier wird anschließend gewischt.
Mauern werden ähnlich wie das Gelände behandelt. Allerdings muss auf Steine anschließend noch Farbe aufgetragen werden. Ich empfehle für Sandstein gebrannte Siena und Weiß, die ein schönes Sandsteinrosa geben. Auf einzelne Steine kann man dann noch mit rötlichen oder gelblichen Tupfern Spitzlichter setzen.
Auch das Gelände verträgt einzelne Spitzlichter mit praktisch jeder Farbe die gefällt.
Vielleicht stellst Du mal ein Photo von Deiner Krippe rein, wenn sie verputzt und weiß grundiert ist.
Hallo de Nitzemer,
vielen Dank für die umfassende Antwort und Hilfe. Ich werde mein Glück versuchen und dann die verputzte und grundierte Krippe fotografieren und ins Forum stellen.
Bin schon gespannt. Am Wochenende werden die letzten Gebäude fertiggestellt. Am nächsten Wochenende wird dann verputzt.
Viele Grüsse und nochmals vielen Dank.
Gruss Andi
hallo de nitzemer
habe mit Interesse deine fasstechnik gelesen und mein grinsen ist immer breiter geworden.
deine biertechnik ist völlig neu für mich, der Beschreibung ist nichts hinzuzufügen.
als kleine Anregung bzw. ergänzenden beitrag möchte ich darauf hinweisen, daß sich bei uns in Tirol Bier auch als motivationshilfe bestens eignet (in der richtigen Dosierung natürlich) !
smile
Gloria et Pax hans
Hallo Hans,
da hast Du recht; ein schöner Nebeneffekt bei der Biertechnik ist, dass man ja das Fassbier in Flaschen kaufen muss und immer ein Rest bleibt …
Anbei ein kleines Bild, was schön zeigt, wie die Biertechnik funktioniert. Die Wände wurden zuerst mit verschiedenen Brauntönen bemalt und dann mit einem nassen Schwamm wieder abgewischt. Dadurch entsteht eine helle Wand, in deren Vertiefungen die braune Farbe sitzen bleibt. Je nachdem wie viel Farbe man wieder abnimmt, ensteht eine hellere oder eine dunklere Wand.
Hallo Andi,
Du hattest geschrieben: „Ich habe 5 er Lämpchen ( keine LED, da das Licht mir nicht gefallen hat ) mit Reflektor gekauft. Kann ich diese ohne Probleme in die Weichfaserplatten versenken ( mit 8 er Loch ), oder muss man hier etwas beachten ( eventuell wegen Wärmebildung ) ?“
Die Weichfaserplatte selbst ist ziemlich unempfindlich. Allerdings ist sie eine exzellentes Isoliermaterial. Daher kann man das Lämpchen auf keinen Fall darin „verstecken“. Vielmehr muss das Glasbirnchen und der oberste Rand der Fassung immer frei liegen, damit die Wärme weg kann.
Der zweite wichtige Aspekt ist die Zugänglichkeit. Glühlampen sind Verbrauchsartikel, die nach abzählbarer Zeit durchbrennen. Man muss also auch bei der fertigen Krippe mit den Fingern dran kommen und das Lämpchen wechseln können. In einer Höhle setze ich das Lämpchen meist etwas versteckt oben unter die Decke. Bei Häusern kann man einfach das Dach abnehmbar machen, damit man an das Lämpchen im Inneren kommt.
Der dritte Aspekt ist die Richtung der Beleuchtung. Man sollte das Lämpchen möglichst zwischen die Figuren und den Betrachter setzen. Beleuchtung von hinten sieht einfach surreal aus. Lampen von oben sind i.d.R. o.k, Lampen von unten muss man ausprobieren.
und noch ein beleuchtungstipp andi
versorge deine Lämpchen wenn möglich mit unterspannung.
hat den Vorteil daß die Lebensdauer viel länger ist und es auch kein so grelles licht abgibt.
ich verwende oft glühlämpchen ohne Fassung-mit sehr langen anschlussfäden.
kann man unters dach kleben-bei richtiger spannungsversorgung habe ich Brennzeiten von mehreren jahren (bei wirklich langer tagesbrenndauer)
sollte lampenspannung und trafo nicht zusammenpassen-kannst du sie in Serie schalten
hängt natürlich von den Bauteilen ab
wenn du das dach nicht abnehmen kannst-bohre von hinten durch die wand-so daß aber die lampe nicht sichtbar ist (fenster zb.)-du kannst bei proplemen die Fassung samt lampe herausziehen
Gloria et Pax
hans
Guten Morgen,
am Wochenende habe ich die Höhle gefasst und patiniert. Die Biertechnik hat super geklappt. Eine Hauswand muss ich leider nochmals weiss streichen und dann anmalen, da ich zuviel Ocker verwendet habe und der dann doch wie Herrmann schreibt zu gelb wird. Aber dies gehört zur Kategorie“ Lernen aus Fehlern „. Am Wochende wird das Gelände und diverse Häuser verschönert. Anschliessend stell ich mal ein Bild rein.
Viele Grüsse
Andi
Guten Morgen Hans,
an meiner Krippe sind 4 kleine Fackeln. Leider ist hier das Licht zu grell. Ich würde gerne hier deinen Tipp mit der Unterspannung anwenden. Kannst Du mir erklären wir ich das mache, dass die 4 Fackeln nicht mehr ganz so hell brennen. Ich habe im Intenet hierfür keine Anleitung für einen Laien gefunden.
Vielen Dank.
Gruss Andi