Hallo liebe Leute aus dem Forum,
Es geht um meinen „Kindermord“ (siehe Bilder), den ich letztes Jahr gebaut habe:
Ich bin von einem „Krippenfachmann“ kritisiert worden, dass wohl mein Aufbau in der Perspektive so absolut nicht stimmt (… den genauen Wortlaut meines Kritikers möchte ich an dieser Stelle jetzt lieber nicht wiedergeben). Und diese Kritik hat mich wirklich hart getroffen.
Ich weiß, ich bin nicht perfekt, und es war mein erster perspektivischer Bau. Jedoch war ich bis vor kurzem noch der Meinung (wissentlich, dass ich von Pigozzi noch Meilen weit entfernt bin), dass man das Teil einigermaßen anschauen kann.
In diesem Zusammenhang ich hätte eine riesen Bitte an Euch:
Ich möchte Eure Meinung hören.
Und bitte seid ehrlich; gut gemeintes Schön-Reden hilft mir nicht.
Ich will harte, jedoch konstruktive Kritik. Ich will wissen, ob mein Kritiker Recht hat und aus meinen Fehlern lernen.
Vor Allem interessiert mich, wie die Perspektive auf Euch wirkt und ob ich offen sichtliche Fehler in der perspektivischen Betrachtung gemacht habe.
Meine Schnurperspektive war 2,5 m lang (bei 8 cm Figuren).
Also einen Fehler weiß ich bereits (… der ist aber z.B. meinem Kritiker gar nicht aufgefallen): Das Balkongeländer stimmt definitv nicht! Das werde ich noch ändern.
Bitte richtet Euer Augemerk u.a. auf die Steilheit der Dächer; mein Kritiker hat vor Allem bemängelt dass meine Dächer viel zu steil seien und ich die Schnurperspektive viel zu kurz gewählt habe.
Warte gespannt auf Eure Eindrücke und Meinungen.
Und vielen Dank bereits im Voraus.
mfG
Christian
Hallo Krippenfreund,
also
1. „angucken“ kann man Deinen „Kindermord“ alle Tage, völlig unabhängig von jedem möglichen Perspektivfehler.
2. Aus der Perspektive der Krippenfiguren kann ich aus dem Photo nichts wirklich gravierendes erkennen. Das ist aber immer schwierig, das Photos nun mal 2D sind und damit ihre eigene Perspektive haben.
3. Auf dem oberen Photo kippt das erste Gebäude links ein wenig aus dem Bild.
4. Du kannst den Fluchtpunkt hinlegen, wo Du willst. A. Pigozzi empfiehlt 2xDioramatiefe, so wie es auf Wilhelms Bild zu sehen ist. Das ist ein guter, angenehm anzuschauender Kompromiss. Allerdings hast Du keinen Mittel- oder Hintergrund, so dass in Deinem Fall die Empfehlung 3xKrippentiefe sein würde. Dabei ist nicht die Figurengröße das Maß!
Wie groß ist in Deinem „Kindermord“ die Grundplatte?
Könnest Du mal ein „Photo von der Seite“ posten, Augenpunkt auf Höhe der Augen der Figuren. Da sollte man besser erkennen können, ob es noch was aus dem Lot ist.
Kopf hoch
Hallo zusammen,
mal ne blöde Frage:
Trifft die Sache mit der Perspektive nicht eh nur zu, wenn man einen definierten Blickpunkt auf die Grippe hat? Wenn ich die Grippe ich einem Kasten baue, wo man nur durch eine Stelle rein schauen kann, dann macht das für mich Sinn.
Wenn ich aber eine Grippe baue, die ich auch von der Seite anschauen kann (weil sie von 3 Seiten zugänglich ist), ist hier eine Korrektur der Perspektive nicht eher hinderlich??
Die Perspektive hängt für doch vom Blickwinkel ab. Bei verschiedenen Blickwinkel habe ich auch verschiedene Perspektiven…
Gruss Florian
Hallo Florian,
völlig richtig, eine perspektivische Krippe (Fluchtpunktperspektive) sieht immer nur von einer Stelle „richtig“ aus. Fluchtpunkt und Augenpunkt (Standpunkt des Auge des Betrachters) gehören zusammen. Ändert man den Augenpunkt müsste sich auch der Fluchtpunkt ändern. Diorama-Krippen sind deswegen immer als Kastenkrippen gebaut. Das Guckloch ist manchmal nicht größer als eine Postkarte. Die klassischen Dioramen, wie sie etwa A. Pigozzi baut, haben eine etwas größere Frontscheibe, aber man bleibt in der Blickrichtung immer „geführt“.
Neben der Fluchtpunktperspektive gibt es auch andere Arten, perspektivische Effekte zu erzielen. So kann man Figuren und Häuser im Vordergrund in einem größeren Maßstab bauen als im Hintergrund (Größenperspektive). Das ist klassisch bei provenzalischen Krippen so, z.B. Riolini, „Krippen schauen Krippen bauen“ 1995, ISBN 3–84043-0255–6, Seiten 86–87). Die Größenperspektive ist auch für offene Krippen ohne Kasten nutzbar.
Außerdem kann man mit den Farben spielen und nach hinten das Grün der Pflanzen nach Blau und Schwarz abtönen, die Farben der Häuser ins Graue (Farbperspektive).
In dem anliegenden Bild der Pigozzi-Krippe aus dem Krippenmuseum in Klüsserath sieht man recht schön die Farbperspektive und die Funktion des Rahmens. Hier hat A. Pigozzi alle Formen der Perspektive (Fluchtpunkt, Farbe, Dunst, Größe …) genutzt.
Als zweites Bild habe ich eine Krippe aus einem Krippenbaukurs in Klüsserath von 2011 herausgesucht. Hier wird nur die Größenperspektive genutzt. Obwohl Herodes und die Heilige Familie im gleichen Abstand zum Betrachter stehen, sind Vordergrund und Hintergrund klar zu unterscheiden.