Hallo Krippenfreunde,
Am vergangenen Wochenende habe ich den Tier-Schnitzkurs der Krippenbauschule besucht. Hier ein kurzer Bericht:
Ablauf:
Freitags bis 15:00 Uhr Anreise
Beginn ab 15:00 Uhr in den Schulräumen mit Schnitzarbeiten
18:00 – 18:15 Kleine Abendbrotpause
bis 21:00 Uhr Schnitzarbeiten
Samstags ab 9:00 Uhr Schnitzarbeiten
12:00 bis 13:00 Uhr Mittagspause
16:00 Uhr Lehrgangs-Ende
Die Ablaufplanung ist sehr gut gewählt da es berufstätigen Teilnehmern ermöglicht, auch bei einer weiteren Anreise, teilzunehmen. Es reicht ein ½ Urlaubstag aus, um an 2 Tagen jeweils 6 Std. zu schnitzen. Auch das frühe Ende am Samstag lässt alle Möglichkeiten offen: Entweder zurückzufahren oder die Vorzüge der Mosel-Gegend noch zu genießen und erst Sonntag zurückzufahren.
Da ich aus Georgsmarienhütte (bei Osnabrück) anreiste, hatte ich um eine Übernachtungsmöglichkeit nachgefragt. Nachdem Klaus Porten mir eine schöne Ferienwohnung empfohlen hatte, kam auch meine Frau Marlies auf den Geschmack und ist kurzentschlossen mitgefahren.
Fortsetzung folgt:
Das Schnitzen:
Als blutiger Anfänger bin ich mit meinem Sammelsurium an Schnitzeisen angereist – „mehr ist nicht erforderlich“ – so Klaus Porten.
Insgesamt waren acht Teilnehmer/innen dabei (1 Dame und 7 Herren), die überwiegend aus der näheren und weiteren Umgebung stammten und teilweise bereits einen Vorgängerkurs besucht hatten. Aus Lindenholzbohlen wurden zunächst die „Rohlinge“ zugeschnitten. Die Anfänger wie ich, nahmen Schafe mit unterschiedlichen Kopfstellungen, die Fortgeschrittenen Esel, Pferd u. a. Motive in Angriff.
Nach einer kurzen Sicherheitsanleitung und Hinweisen zum richtigen Führen der Schnitzeisen, sowie zur Holzstruktur ging es los. Schnell stellten sich meine tollen Schnitzeisen als so stumpf heraus, „das man darauf bis Texas hätte reiten können“. Aber kein Problem: Die Krippenbauschule verfügt über beste Schärf-Technik, die auch meinen heruntergekommenen Eisen wieder Schärfe beibrachte.
Meine Erkenntnisse zur Ausstattung:
Gute, scharfe Schnitzeisen sind die halbe Arbeit. Für erste Arbeiten braucht man nur wenige Schnitzeisen und Schnitzmesser. Es ist nicht erforderlich, alle denkbaren Schnitzeisen im Vorfeld zu kaufen und mitzuschleppen. Die Krippenbauschule hat Schnitzeisen und es können auch welche günstig erworben werden.
Sinnvoll ist eine Schnitzer-Schürze oder sonstiges widerstandsfähiges Arbeitszeug, das auch mal einen Messer-Ausrutscher verträgt. Weiterhin möchte ich Schnitzhandschuhe erwähnen und eine kleine „Notfall-Apotheke“.
Aus dem „Rohling“ wird nun Schritt für Schritt die Körperform herausgearbeitet und immer weiter im Detail gestaltet. Dabei orientiert man sich an Schnitzvorlagen (Zeichnungen, Skizzen, Fotos) oder an fertigen Schnitzarbeiten als Modelle. Klaus Porten gibt hierbei immer wieder Hilfestellungen und Tipps.
In meinem Eifer – und ohne Schnitzhandschuh – habe ich es dann geschafft, meinen Daumen in meine Schnitzkunst mit einzubeziehen. Aber kein Problem: Die „Alten Hasen“ halfen gern mit Pflaster aus und gaben folgenden Kommentar: „Das Pflaster ist vorrangig zum Schutz des Holzes vor Blutverfärbungen notwendig – der Schnitzer muss das auch ohne vertragen können“.
Am ersten Tag habe ich mein Schaf bis auf einige Detailarbeiten fertigstellen können. Das war aus meiner Sicht ein tolles Ergebnis!
Meine Erkenntnisse zur Schnitztechnik:
Es sieht schwerer aus als es ist! Man sollte in aller Ruhe arbeiten und es sollte Spaß machen. Wen ein Teil Probleme bereitet, zunächst ein anderes weiter machen. Oder nach einer Pause sich der Herausforderung neu stellen. Das Schnitzen entwickelt so eine fast „meditative Wirkung“. Die Schnitztechnik zu lernen ist ein ständiger Erfahrungs-Prozess, der wohl nicht autodidaktisch oder allein aus Lehrbüchern sich selbst beigebracht werden kann. Man Bedarf der Anleitung eines erfahrenen und geduldigen Schnitzmeisters wie von Klaus Porten in Klüsserath.
Fortsetzung folgt!
Fortschritte beim Schnitzen:
Zu Beginn des zweiten Tages erfolgte eine Werkzeugpflege, insbesondere das Nachschärfen auf der sogenannten „Schwabbelscheibe“. Gestern hatte ich mit feineren Eisen der Krippenbauschule gute Erfahrungen gemacht. Diese wurden jetzt weiterhin eingesetzt. Am Lehrgangsende habe ich mir dann auch einige davon gekauft.
Meine Erkenntnisse zum Schärfen:
Das Schärfen der Schnitzeisen und Schnitzmesser ist eine Wissenschaft für sich. Es gibt hierbei viele Methoden und Werkzeuge. Es kann „klassisch“ von Hand mit Schärf-Steinen oder elektrisch mit Schärf-Systemen, die unterschiedliche Schärf- und Abziehscheiben verwenden, erfolgen. Da das scharfe Schnitzeisen ein Schlüssel zum Erfolg ist, muss sich jeder Schnitzer intensiv mit dem Thema befassen und seine eigene Methode entwickeln.
Die Detailarbeiten bei meinem ersten Schaf wurden fortgesetzt und z. B. die Hufe genau herausgearbeitet. Bei den Arbeiten der Schnitz-Anfänger werden die Ohren nicht in einem Stück aus dem Rohling herausgearbeitet sondern einzeln mit einem Schnitzmesser geschnitzt und dann mit Leim eingesetzt.
Parallel dazu habe ich ein zweites Schaf begonnen. Die Arbeiten gingen wesentlich leichter und schneller von der Hand.
Das Rahmenprogramm:
In der Mittagspause erzählte meine Frau mir von ihrem Rahmenprogramm. Nachdem sie am vergangenen Nachmittag eine Tour nach Bernkastel-Kues unternommen hatte, war sie am heutigen Morgen durch die Weinberge gewandert, hatte das Krippenmuseum besucht und sich die Pfarrkirche angesehen. Dort ist noch eine Krippen-Szene der Weihnachtskrippe zu sehen. Diese wollen wir uns noch gemeinsam ansehen und fotografieren. Für nach dem Kursus-Ende um 16:00 Uhr planten wir eine Städtetour nach Trier.
Weitere Fertigkeiten beim Schnitzen:
Nachmittags erfolgten noch verschiedene Anleitungen zum
1. Anlegen von Augen
2. Darstellung von Fell bzw. Wolle
3. Anlegen unterschiedlicher Beinstellungen
4. Anlegen verschiedener Körper- und Kopf-Haltungen
5. Verschiedene Schnitttechniken mit den Schnitzeisen
6. Aufbewahrung, Schutz und Pflege der Schnitzeisen
7. Erläuterungen zum Fassen von Krippenfiguren
8. Erläuterung der verschiedenen Holzarten
Insgesamt habe ich unzählige Tipps und Hinweise erhalten. Das zweite Schaf ist auch noch bis auf einige Details fertig geworden.
Fortsetzung folgt:
Weihnachtskrippe in der Pfarrkirche Maria Rosenkranzkönigin in Klüsserath:
Nach einem reichlichen Frühstück sind wir am Sonntag-Morgen zur Pfarrkirche in Klüsserath gefahren um uns die Krippe anzuschauen.
Es handelt sich um die letzte Szene der Weihnachtskrippe. Gezeigt wird die
Darstellung des Herrn
Früher hieß das Fest „Mariä Reinigung“. Damit wurde ein Bezug auf einen jüdischen Brauch hergestellt, in dem festgelegt wurde, dass nach den Vorschriften des Alten Testaments eine Mutter vierzig Tage nach der Geburt eines Sohnes bzw. 80 Tage nach der Geburt eines Mädchens als unrein galt. (Vgl. 3 Mose 12,1–8). Darum musste die Mutter ein Reinigungsopfer bringen. Das waren entweder ein oder zwei Tauben oder ein Schaf.
Der Anlass für das Fest ist die Darbringung des Jesus-Kindes im Tempel. (Vgl. Lk 2,22–40). Im Tempel erkennen der weise Simeon und die Prophetin Hanna das Jesus-Kind als eigentlichen Herrn des Tempels. Das Fest wurde in Jerusalem bereits seit dem 5. Jahrhundert begangen, in Rom begann man ab Mitte des siebten Jahrhunderts das Fest zu feiern.
Die Tempel-Szene wird von einer weiträumigen Krippenlandschaft eingerahmt mit Hirten und Schafen. Eine sehr schöne, sehenswerte Krippe. Hier einige Fotos:
Besuch von ArsKRIPPANA:
Auf der Rückfahrt Richtung Georgsmarienhütte haben wir einen Abstecher an die deutsch/belgische Grenze nach Losheim zur ArsKRIPPANA gemacht.
Die ArsKrippana (früher Krippana, eigene Schreibweise ArsKRIPPANA) ist eine ganzjährige, kommerziell betriebene Krippenausstellung an der deutsch-belgischen Grenze in der Eifel. Sie gehört zum Ardenner Cultur Boulevard. Mit ihrer 2.500 m² großen Ausstellungsfläche ist sie die flächenmäßig größte Krippenausstellung Europas. Sie zeigt zeitgenössische, sozialkritische und moderne Darstellungen der Krippenwelt.
Die Ausstellung „Krippana“ befand sich von 1978 bis 1986 in einer ehemaligen Molkerei in Monschau-Höfen. Wegen Problemen mit dem gesetzlichen Brandschutz an diesem Standort wurde sie nach Losheim in der Eifel, verlegt, wo sie 1989 als „ArsKrippana“ wiedereröffnet wurde. Die Krippana zeigte bisher über 5000 Krippen, bis zu 300 Krippen aus aller Welt gleichzeitig: Krippen in Lebensgröße, in Miniatur, aus Gips, Holz, Metall, Keramik, Kieselsteinen und anderen Materialien.
Der Grundgedanke der Krippana bestand darin, Kirchenkrippen nicht nur zur Weihnachtszeit, sondern das ganze Jahr über zu zeigen. In der Anfangszeit wurden die Krippen nur zehn Monate im Jahr in Höfen gezeigt, in der Weihnachtszeit kehrten sie zu ihren Besitzern und in ihre Heimatkirchen zurück. Seit einigen Jahren stehen im Vordergrund der Krippana aber neben Kirchenkrippen auch spanische Landschaftskrippen und Shona-Kunst aus Simbabwe sowie jährlich wechselnde Sonderausstellungen.
Im gleichen Gebäude befinden sich die ArsFIGURA, eine Puppenausstellung, die ArsShona, die Steinkunstwerke aus Simbabwe zeigt und nebenan dieModelleisenbahnausstellung ArsTECNICA, die allesamt Bestandteil des Ardenner Cultur Boulevards sind.
Zum Eintrittspreis von 6,50 Euro ist zunächst eine Besichtigung der ArsFIGURA möglich. Hier werden Puppen und Spielzeug sowie Puppenstuben und lebensgroße bewegliche Szenen gezeigt. Die Szenen können durch einen Münzeinwurf in Bewegung gesetzt werden.
Die große Krippenausstellung wird durch Großkrippen dominiert, eben Krippen in der Größe von Kirchenkrippen. Umrahmt werden diese von vielfältigen kleineren Krippen aus allen Ländern der Erde und aus allen möglichen Materialien. Hervorheben muss man eine riesige, im neapolitanischen Stil erbaute, mechanische Krippe, die durch Münzeinwurf in Bewegung gesetzt wird.
Sehr sehenswert sind verschiedene spanische Krippenlandschaften mit vielen Details, perspektivisch angelegt – kurz perfekte Krippenbaukunst.
Gewaltig stellt sich eine italienische Krippenlandschaft dar, die Teile des Colosseums mit einbezieht.
Die Krippen sind gut präsentiert und ausgeleuchtet und in 3 Sprachen beschriftet und erläutert. Allerdings hat man den Eindruck, dass hier eher ein guter Dekorateur, als ein guter Krippenbauer am Werk war. Einige Krippen fehlen gänzlich, wie Papierkrippen und die berühmten Krakauer Krippen. Auch sind aus meiner Sicht die wichtigen Krippenlandschaften aus dem früheren Böhmen und Mähren nicht ausreichend vertreten. Die Größe ist in Ordnung, aber nicht alles – mir würde eine stärkere Ausrichtung der Ausstellung hin zum volkstümlichen, kirchlichen Krippenbrauchtum besser gefallen – dass muss aber wohl zugunsten der kommerziellen Ausrichtung der ArsKRIPPANA geopfert werden.
Abschließende Bewertung des Wochenendes: TOP!!
Vielen Dank an Klaus Porten und die Klüsserather Krippenfreunde!!
Hallo Krippenfreunde,
auf den Erfahrungen aus dem Schnitzkurs aufbauend, habe ich eine Fotoserie begonnen, die bei den
Osnabrücker Krippenfreunden
in der Rubrik
zu finden ist. Es handelt sich um einen Krippenfiguren-Schnitzkurs für Anfänger in mehreren Folgen:
Teil 03: Erste Krippenfiguren schnitzen
Teil 04: Formen der Schnitzeisen und Schafe schnitzen
Viel Spass beim Anschauen!
Mit einem fröhlichen Rosenmontags-HELAU!!