Wie hat sich eigentlich der Krippenverein in Klüsserath entwickelt, was ist die Geschichte der Klüsserather Krippenfreunde? Diese Fragen möchten wir im Folgenden gerne beantworten.
Das Krippenschaffen selbst in Klüsserath ist älter als der Verein. So wurde bereits 1915 erstmalig in der Kirche eine Weihnachtskrippe aufgestellt, die seitdem immer wieder verändert und erweitert wird.
Kirstein, der „Krippenpastor“
Angefangen hat es in Klüsserath mit einem Priester, mit Anton Kirstein, der von 1963 bis 1982 Pfarrer in unserem Ort war. Seine besondere Liebe galt der Krippe, deshalb versuchte er stets andere zur Krippe hin zu führen. Geschickt suchte er Helfer zum Aufbau der Kirchenkrippe, wohlwissend dass man die Krippe nicht durch Vorträge, sondern durch das aktive Krippenbauen kennen lernt. Einer von Pfarrer Kirsteins „Schützlingen“ war Klaus Porten. Als die alte Klüsserather Kirchenkrippe 1976 bei einem Feuer zerstört wurde, baute er sie mit Pfarrer Kirstein und den Serriger Krippenfreunden wieder auf.
1979 nahm er Klaus Porten mit nach Nürnberg zum Internationalen Kongress der Krippenfreunde. Auf Vermittlung von Pfarrer Kirstein lernte Klaus Porten den schwäbischen Krippenschnitzer, den Bildhauer Ludwig Vogele, kennen. Unter Vogeles Anleitung brachte es Klaus Porten so zu bedeutender Fertigkeit im Schnitzen von Figuren.
Der Kontakt zu Paul Flatz, dem damaligen Geschäftsführer des Verbandes der Österreichischen Krippenfreunde, führte Klaus Porten 1980 nach Innsbruck in die Krippenbauschule, erst als Schüler, dann als Kursleiter.
1980 hielt er den ersten Krippenbaukurs in Klüsserath mit 14 Teilnehmern. Die erste Ausstellung mit Arbeiten aus diesem Kurs weckte große Begeisterung für die Krippe. In der Folgezeit fanden weitere Krippenbau- und Schnitzkurse statt. Von diesen inspiriert, fanden sich immer mehr Menschen aus Klüsserath und Umgebung, die sich für den Bau von Krippen begeisterten.
Gründung des Vereins mit tatkräftiger Hilfe
Am 24.04.1982 wurde daher der Verein „Klüsserather Krippenfreunde“ im Pfarrheim zu Klüsserath gegründet. Anwesend waren Erich Lidel (Vorsitzender des Verbands Bayerischer Krippenfreunde), Ludwig und Luise Vogele (Ichenhausen), Fritz Völkl (1. Vorsitzender, Ichenhausen), Jakob und Gunda Gerner (1. Vorsitzender, Bamberg), Fam. Markl (Bamberg) und 34 Gründungsmitglieder. Die Gründungsmitglieder wählten Klaus Porten als ersten Vorsitzenden, Oskar Link als 2. Vorsitzenden. Ehrenmitglieder wurden Pastor Anton Kirstein und seine Haushälterin Fräulein Franziska Görgen. Die Bamberger Krippenfreunde und der Ichenhausener Krippenverein standen bei der Vereinsgründung Pate.
Sinn und Zweck unseres Vereins war schon damals und ist bis heute die
Pflege, Förderung und Weiterverbreitung der Krippe auf religiöser, erzieherischer, künstlerischer und volkskundlicher Grundlage. Unsere Satzung zeugt davon.
Kurse und Ausstellungen – eine Erfolgsgeschichte
1983 bis 1986 fanden jährlich Krippenbaukurse und Ausstellungen im Pfarrheim in Klüsserath statt. Im Jahre 1987 fand die erste Ausstellung mit 80 Exponaten in der Turnhalle der Grundschule Klüsserath statt. Die Eröffnungsfeier begann in der Kirche mit dem Krippenspiel: „Das Jesuskind in Flandern“, von Felix Timmermanns. Regie führte Wilma Hein. Ebenfalls 1987 zeichnete Ernst Hollenstein unser Vereinsemblem.
Erstmals 1990 fand ein Kursleiterlehrgang in den Sommerferien im Auftrag des Bayerischen Krippenverbandes statt. Die Gründung der Krippenbauschule Klüsserath war die Folge. Ebenfalls 1990 fanden Neuwahlen statt: Als neuen 2. Vorsitzenden wählten die Mitglieder Norbert Illigen, der 1994 auch Leiter der Krippenbauschule wurde.
Am 10.01.1992 verstarb Pastor Anton Kirstein.
Als unsere bislang größte Veranstaltung richteten wir die Landestagung des Bayerischen Krippenverbandes mit etwa 700 begeisterten Krippenfreunden vom 22. bis 24.11.1997 in Klüsserath aus. Der Leitgedanke war: „Auf dem Weg zur Krippe, zur Begegnung mit dem Jesus in uns“. Die Teilnehmer waren so sehr begeistert, dass immer wieder angefragt wurde, wann wieder eine Landestagung in Klüsserath stattfinden kann.
Umbruch und neue Herausforderungen
Am 03.08.2000 verstarb Ludwig Vogele in Ichenhausen. Ludwig Vogele war für seine künstlerischen Arbeiten weit über die bayerischen Grenzen hinaus bekannt und vor allem wegen seiner Krippendarstellungen in Fachkreisen hoch angesehen. Ludwig Vogele begnügte sich aber nicht nur damit, Krippenfiguren zu schaffen, sondern er engagierte sich stark für die Krippenbewegung. An der Gründung unseres Vereins war er maßgeblich beteiligt und wir sind ihm zu großem Dank verpflichtet.
Die größten Änderungen im Vorstand brachten die Neuwahlen im Jahre 2002: Zur 1. Vorsitzenden wählten die Mitglieder dabei Pia Madert, Schweich. Der langjährige 1. Vorsitzende Klaus Porten wurde zum Beisitzer.
Ab 2008 haben wir uns dann eine neue Herausforderung gesucht: Aus einem alten, fast baufälligen Winzerhaus sollte ein Krippenmuseum werden. Am 10. Mai 2010 konnte das „Domus praesepiorum – Das Haus der Krippen“ eröffnet werden. Ein ganz besonderer Höhepunkt im Vereinsleben war die Pilgerreise ins Heilige Land im Oktober 2010, für alle Teilnehmer ein tief bewegendes Erlebnis.
Ein zweites Mal durften wir am 18. und 19. November 2011 die Landestagung des Verbands Bayerischer Krippenfreunde veranstalten.
Diese Chronik beinhaltet nur einen Teil der Geschichte des Krippenverein Klüsserath. Nicht im einzelnen erwähnt sind daher unsere zahlreichen Kurse, unsere Krippenausstellungen, Krippenspiele, Fahrten, Ehrungen, Betreuung der Kirchenkrippe und die vereinsunterstützenden Hilfen gegenüber verschiedenen Vereinen und Organisationen.