Liebe Krippenfreunde,
auf dem Weltkrippenkongress 2016 in Bergamo https://www.presepio.it/presepi-congresso-internazionale-di-bergamo-2016, konnte man eine große Zahl von Dioramenkrippen bewundern, die die italienischen Krippenfreunde extra für den Kongress gebaut hatten. Eines der kennzeichnenden Merkmaler aller dieser Krippen war der großzügige Einsatz von extrudiertem Polystyrol (XPS), besser bekannt unter dem Markennamen Styrodur ®. Bauen mit Styrodur hat zumindest für die Dioramenkrippen die noch gar nicht so alte katalanische Tradition des Bauens mit Gips abgelöst. Natürlich gibt es auch viele Mischformen, wo z.B. XPS nur als leichteres Untermaterial für Gips genutzt wird.
Das Bauen mit XPS hat einige Besonderheiten, so dass ich mich entschlossen habe, die schon etwas ältere Anleitung zum Bauen mit Styrodur aus unserem englischsprachigen Forum http://www.krippenverein.de/forum/viewtopic.php?f=9&t=403 ins Deutsche zu holen und den Krippenfreunden in aktualisierter Form nochmals vorzustellen.
Nicht jedes XPS ist für jeden Zweck im Krippenbau gleich gut geeignet. Für Hinweise zu den Eigenschaften verschiedener XPS – Sorten für den Krippenbau ist in unserem Forum der Thread http://www.krippenverein.de/forum/viewtopic.php?f=3&t=336&hilit=XPS zu empfehlen.
Ich hoffe, diese kleine Schritt-für-Schritt ‑Anleitung wird dem einen oder anderen bei seinem Krippenbau hilfreich sein.
Als Modell für unsere kleine Schritt-für-Schritt ‑Anleitung haben ich eine kleine fränkische Krippe ausgewählt, die ich in dem bekannten Krippenbuch von Jakob Gerner and Hans-Günter Röhrig “Krippen selber bauen” http://www.amazon.de/Krippen-schlichten-romantischen-Techniken-Beispiele/dp/B003K1G0AA/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1395863458&sr=8–1&keywords=gerner+r%C3%B6hrig gefunden habe. Die Originalanleitung ist für 18cm – Figuren. Für die Krippe auf dem Photo habe ich 4cm – Figuren genutzt und die Krippe entsprechend verkleinert.
Baupläne für die verkleinerte Krippe stelle ich gerne zur Verfügung. Wer interssiert ist, schicke mir bitte eine PN (persönliche Nachricht) in diesem Forum.
Die Grundplatte für diese Krippe ist ein 8mm – Sperrholzbrettchen. Die Wände sind aus Styrodur (XPS), die Balken sind kleinen 6x6mm Holzstäbchen. Das Dach wurde aus Wellpappe gemacht. Für die Farbgebung habe ich Dispersionswandfarbe genutzt.
Jede Generatiron von Krippenbauern hat seine eigne Technik und seine eigenen Werkstoffe. Vor hundert Jahren waren dies vor allem Knochenleim, Kalk und Leinentuch. Später kam Weichfaserplatte, Styropor und Fliesenkleber. In den letzten zehn Jahren haben wir den Siegeszug des XPS (extrudiertes Polystyrol) beobachten können. XPS, besser bekannt als Styrodur, wird regelmäßig für die Isolierung von Kellerwänden genutzt. Man bekommt es praktisch in jedem Baumarkt oder beim Baumaterial-Händler. Für den Krippenbau reichen in vielen Fällen Reststücke, wie sie bei jeder größeren Baustelle abfallen.
Abbildung 2 zeigt eine Sammlung von XPS-Proben, die ich für eine kleine Untersuchung der Eignung verschiedener XPS-Typen für den Krippenbau http://www.krippenverein.de/forum/viewtopic.php?f=3&t=336&hilit=XPS zusammengestellt habe. Für die meisten Aufgaben sind alle Typen verwendbar, daher empfehle ich ein Styrodur mit normaler Festigkeit und einer feinen Porenstruktur. Am besten geeignet sind Platten von ca. 6cm Stärke, da die Porenstruktur von der Dicke der Extrusionsplatte abhängt.
XPS – Platten schneidet man am besten mit einem Heißdrahtschneider, wie er etwa für das Architekturstudium eingesetzt wird. Ich verwende einen PROXXON ThermoCut http://www.amazon.com/s/ref=nb_sb_noss?url=search-alias%3Daps&field-keywords=thermocut&rh=i%3Aaps%2Ck%3Athermocut (vgl Abb. 3) aber andere Geräte (z.B. StyroCut 3D http://www.thecooltool.com/produktgruppe.php?language=e&pg_id=3) sind genauso geeignet.
XPS – Platten können auch mit der Bandsäge geschnitten werden. Für die Proben in Abb. 2 bin ich so vorgegangen. Man sieht die Sägemarken an den Rändern. Dünne XPS-Platten schneidet man am besten mit dem Messer. Sowohl Säge als auch Messer müssen gut scharf sein, ansonsten erzeugt man hässliche Reißspuren entlang des Schnittes. Leider macht XPS ein Messer sehr schnell stumpf, so dass man entweder oft nachschleifen oder ein Abbrech-Messer nutzen muss.
Sobald wir ein geeignetes Stück XPS gefunden haben, können wir die Wände für Stall und Scheune zuschneiden. I habe eine 6cm starke Platte Styrodur C© dafür verwendet. Als erstes habe ich mit dem Thermocut 5mm dicke Scheiben von der Styrodur-Platte geschnitten, vgl. Abbb. 4. Aus diesen Scheiben werden die Seitenwände von Stall und Scheune.
Die Rückwand der Scheune muss deutlich größer werden. Damit die Wand beim Schneiden in der richtigen Position gehalten wird, wird das XPS-Stück mit einem größeren Stück gestützt, vgl. Abb. 5. Man kann auch einen Winkel aus dem Baumarkt nutzen, wie er etwa für die Befestigung von Balken verwendet wird.
Bei dünnen Stücken wie den Wänden dieser kleinen Krippe werden nur die Parallelschnitte mit dem Thermocut gemacht. Alle anderen Schnitte macht man besser mit einem scharfen Messer. Um sicher zu stellen, dass alle Schnitte rechtwinklig erfolgen nehme ich entweder einen Zimmermannswinkel, vgl. Abb. 6, oder einfach ein Geodreieck, wie man es aus der Schule kennt. In jedem Fall muss man das Messer sanft durch das XPS ziehen, sonst gibt es hässliche Risse und Grate entlang der Schnittkante.
Auf der Vorderseite des Stalls ist die Stalltür für die Schafe – oder anders Vieh – und die Luke für das Heulager im Obergeschoss. Zunächst muss man dafür die Mitte der Vorderseite ermitteln und dann mit einem spitzen Bleistift Tür und Luke einzeichnen. Zum Schluss schneidet man beides wieder mit einem scharfen Messer aus.
Die Tür ist 4cm hoch und 1,6cm breit. Die Luke misst 1.3x1.3cm. Die Höhe der Tür entspricht bei heimatlichen Krippen der Größe einer stehenden Figur – meistens kann wie hier der Heilige Josef als Maß dienen. Im wahren Leben wäre die Tür größer als eine Person, denn man möchte sich ja nicht den Kopf stoßen. In Krippen mache ich die Türen (und die Häuser) dagegen lieber etwas kleiner. Dies hat mehrere Effekte. Zunächst wird das ganze Gebäude etwas kleiner und braucht nicht soviel Platz in der Stube. Es ist nie genug Platz auf der Krippe, um einen echten Großbauernhof zu bauen. Außerdem wurde das göttliche Kind in Armut geboren. Häuser von armen Leuten sind niemals großzügig. Man muss sich bücken, um hineinzugehen. Zum Dritten sollen in einer Krippe die Figuren betont werden, nicht die Gebäude. Krippen sind daher niemals maßstäblich. Die Figuren sollten vielmehr immer etwas zu groß für das Haus sein. Man darf es nur nicht übertreiben. Wenn der Heilige Josef aus der Dachrinne trinken kann, ist das Haus zu klein
Die meisten Haushaltskleber sind nicht geeignet, um XPS zu kleben. Sie enthalten organische Lösemittel, welche das Polystyrol auflösen würden.
Ganz normaler Weißleim klebt XPS dagegen prima. Allerdings trocknet er langsamer als bei Holz oder Papier, da das Wasser nicht in den Kunststoffschaum einziehen kann. Man muss also darauf achten, dass man im nassen Zustand die Teile gut aneinander befestigt. Für große Teile nehme ich dünne Nägel, welche in das XPS gedrückt werden, biss sie unter der Oberfläche verschwinden. Für kleine Teile nehme ich einfach Stecknadeln, vgl. Abb. 8.
Beim Fixieren hervorquellenden Weißleim sollte man unbedingt abwischen, solange er noch feucht ist. Der Kleber wird sonst ein Problem, wenn wir die Wände zu gestalten beginnen. Besonders kritisch ist das an den Stellen, an denen der Putz abgebröckelt ist, vgl. Abb. 1.
Die Nadeln müssen entfernt werden, sobald der Leim angezogen hat. Dazu dreht man die Nadel zunächst um ihre eigene Achse und zieht sie anschließend heraus. Der Holzleim wird zumeist auch die Nadel mit ankleben. Durch das Drehen wird der Kontakt zwischen Nadel und Leim zerbrochen. Danch lässt sich die Nadel einfach entfernen. Falls es nicht gelingt die Nadel vom Leim zu trennen, reißt man beim Herausziehen der Nadel große Stücke XPS mit heraus und kann dem Teil kräftige Schäden zufügen.
Ganz egal, wie sorgfältig man die Wände positioniert hat und wie vorsichtig man beim Arbeiten ist, beim Trocknen werden die Wände sich verschieben. Der Weißleim entwickelt beim Trocknen eine gewaltige Kraft und kann Teile ziemlich verformen. Daher muss man immer die Bauteile anschließend nochmal auf Maß bringen und überschüssiges Material entfernen.
In unserem Fall sind auf der Front- und die Rückseite die Kopfseiten der Seitenwände sichtbar. Um eine gerade Front zu bekommen, schleift man das Bauteil auf einem Brettchen mit aufgeklebten Sandpapier (Korn 120 oder feiner). Dabei ist zu beachten, dass XPS ein Isoliermaterial ist, d.h. Wärme nicht gut transportiert. Dagegen schmilzt es schon bei „niedrigen“ Temperaturen. Deswegen muss man XPS immer mit der Hand schliefen. Jede Maschine würde viel zu viel Material abtragen und zu viel Wärme erzeugen. Außerdem sollte man vor- und rückwärts – Bewegungen vermeiden. Am besten zieht man das Werkstück sanft auf dem Sandpapier herunter, hebt es ab und setzt es an den Startpunkt zurück.
Um schöne ebene Flächen zu bekommen, verwende ich ein handgemachtes Schleifbrett. Dazu muss man lediglich ein geeignetes Stück Schleifleinen (nicht Schleifpapier) auf das richtige Maß bringen und es auf ein ebenes Stück Holz kleben Diesen Trick habe ich aus dem Schnitzbuch von E. Ellenwood (http://www.amazon.de/Complete-Book-Woodcarving-Everything-Master/dp/1565232925/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1396901661&sr=8–1&keywords=ellenwood+carving) gelernt. Man findet dort auch noch viele andere nützliche Hinweise für den Krippenbau. Leider ist das Buch nur in Englisch erhältlich.
Die Seitenwände haben wegen der Dachschräge eine Neigung. Daher müssen Vorder- und Rückwand auf diese Neigung angepasst werden. Für diesen Schritt verwende ich ein Messer, welches ich flach auf die Seitenwand lege und dann mit einem langen, gleichmäßigen Schnitt durch die überstehende Wand ziehe. Wichtig beim Schneiden von XPS ist, dass man immer ziehend schneidet und keinesfalls stumpf in das Material hineindrückt.
Hallo de Nitzemer,
eine sehr gute und umfangreiche Anleitung!
Vielen Dank!!
Lieber Wilhelm,
vielen Dank für Dein Lob und liebe Grüße nach Osnabrück. Die Anleitung wird auch noch ein wenig weitergehen, denn wir brauchen ja noch Fass-Bier
Ein perfektes Gebäude ohne Bauschäden passt nicht auf eine Krippe. Weder bietet es etwas für‘s Auge, noch entspricht es der biblischen Erzählung. Im Lukas-Evangelium (2. Kapitel, https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/einheitsuebersetzung/bibeltext/bibel/text/lesen/stelle/52/20001/29999/ ) lesen wir, dass Jesus in Armut geboren wurde. Der Stall muss dies widerspiegeln. Unser fränkischer Krippenstall wird später verputzt werden. Bei dieser Bauweise sind abbröckelnder Putz und darunter sichtbar gewordene Ziegeln ein typisches Zeichen von Armut und schlechten Wohnbedingungen. Solche Stellen finden sich typischerweise an Hausecken und unter schadhaften Stellen im Dach, wo der Putz oft nass wird.
Für die Ziegeln brauchen wir nicht mehr als einen spitzen Bleistift. Zunächst muss man eine unruhige Linie um den „beschädigten“ Bereich ziehen. Anschließend zieht man die horizontalen Fugen, dann die vertikalen. Dabei müssen die Ziegel immer „auf Lukke“ gesetzt werden, so dass jeder Ziegel die darunter liegende senkrechte Fuge wie ein Dach überdeckt. Die Fugen müssen tief in das XPS gezogen werden, damit sie auch nach dem Grundieren und „Fassen“ noch gut sichtbar sind. Dispersionsfarbe setzt eine kleine Fuge schon mal zu. Auch hier gilt, dass man den Bleistift ziehend durch das XPS bewegen muss, vgl. Abb. 11, sonst macht man sich das Bauteil kaputt.
Zum Schluss grundieren wir die Schadstellen mit einer dunklen Dispersionsfarbe. Ich verwende hier schwarze Abtönfarbe, die ich mit einem harten Pinsel tief in die Fugen hineinarbeitet, bis kein XPS mehr zu sehen ist.
Stall und Scheune sollen mit einem groben Rauhputz verputzt werden, wie er für Bauernhöfe in Süddeutschland typisch ist. Südeuropäische Länder haben eher glatt verputzte Häuser. Bei dem sehr kleinen Maßstab dieser Krippe können wir keinen richtigen Putz aufbringen. Stattdessen nutzen wir eine Variation der Methode von Herbert Demharter http://www.amazon.de/Kunstvolle-Minikrippen-Detaillierte-Anleitungen-Wort/dp/3426647400/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1397678750&sr=8–1&keywords=minikrippen, die er für Minikrippen mit 2cm-Figuren entwickelt hat.
Für „Demharter-Mörtel“ verwende ich Fassaden-Farbe, vgl. Abb. 12, die ich mit feinem Schleifstaub mische, wie man es beim Schleifen mit Sandpapier erhält. Ich sammle immer den Schleifstaub von meinem Bandschleifer, man kann aber auch einfach die feine Fraktion aus ganz gewöhnlichem Sägemehl heraussieben. Für diese Krippe mische ich etwa zwei Löffel weiße Dispersionsfarbe mit Schleifstaub. Man startet mit einem Löffel Schleifstaub und mischt allmählich mehr Staub in die Farbe, bis man eine pastöse Masse enthält.
Um einem Rauhputz zu erhalten, addiere ich zum Schluss noch ein bisschen grobes Sägemehl, vgl. Abb. 12. Mit dieser Mischung bemale ich anschließend alle Teile der Wände, die Putz tragen sollen, vgl. Abb 13. Die Innenwände des Stalls werden ebenfalls weiß gestrichen, damit später keinesfalls mehr XPS sichtbar bleibt – so etwas könnte die ganze Krippe verderben.
Bevor wir uns an das Fachwerk machen, müssen noch die Ziegelsteine gefärbt werden. Man könnte das auch noch erledigen, nachdem die Krippe vollständig zusammengebaut ist, aber jetzt kann man die verschiedenen Teile noch viel besser erreichen als später, wenn Stall und Scheune fertig montiert sind.
Für die Steine verwenden wir die „Dunkel-nach-Hell“ Technik. Das geht besonders gut mit Vollton-Abtönfarben, wie man sie für Wände verwendet. Als Palette verwende ich einen kleinen weißen Porzellanteller, den ich auf einem Flohmarkt gefunden habe, vgl. Abb. 14. Wandfarbe haftet nicht gut auf dem Porzellan und man kann die Palette später prima reinigen, indem man sie über Nacht in kaltem Wasser einweicht und anschließend die eingeweichte Farbe abbürstet.
Ziegeln in Deutschland und auch in Tirol werden meistens rot gebrannt. Daher bringe ich zuerst einen roten Zwischengrund auf. Dazu nehme ich sehr wenig Farbe auf einen Borstenpinsel und streiche ihn an einem Stück Zeitungspapier ab. Mit diesem fast trockenen Pinsel gehe ich dann über die hochstehenden Teile der Ziegel. Es sollte keine rote Farbe in den Grund der Fuge hinein kommen, vgl. Abb. 14-links. Dadurch bekommt man einen schönen 3D-Effekt.
Als nächstes nehme ich mit der selben Methode andere typische Ziegltöne wie Orange, Ocker oder Oxidbraun auf und verteile sie unregelmäßig über die Ziegelsteine. Wenn nötig wird auch noch wieder rot ergänzt. Abb. 14-Mitte zeigt das Endergebnis.
Ein hölzernes Fachwerk stützt das Scheunendach für unsere Krippe, Alte Balken an einer offenen Scheune sind jahrelang Sonne und Regen ausgesetzt gewesen. Man wird en Zahn der Zeit erkennen können: blasse Farben, tiefe Risse und feuchte Stellen. Also wird auch das Fachwerk auf unserer Krippe diese Zeichen der Zeit aufweisen.
Bei 4cm – Figuren werden die Balken ca. 8mm stark sein. Ich verwende gerne die Stäbe von Silvesterraketen, wie man sie in Deutschland am Neujahrsmorgen in großer Zahl finden kann. Man kann sie natürlich auch mit einer Kreissäge aus einem Brett heraussägen …. Bloß gut auf die Finger aufpassen.
Als ersten Schritt im Alterungsprozess wir das Holz mit einer Drahtbürste gebürstet. Ich verwende eine Drahtbürste, die ich in die Bohrmaschine einspannen kann, vgl. Abb. 15. Es geht aber natürlich auch mit einer einfachen Drahtbürste, die mit der Hand geführt wird. Die Drahtbürste reißt das welche Sommerholz aus dem Holzstab. Das härtere Winterholz bleibt erhalten. Auf diese Weise entsteht die typische rauhe Oberfläche von altem Holz.
Als nächstes muss das gebürstete Holz gebeizt werden. Bei einer typischen deutschen Fachwerkscheune wird man entweder Eiche-Mittel oder Walnuß als Farbe wählen. Ich verwende i.d.R. wasserbasierte Beize, die man entweder fertig in Flaschen oder als Pulver zum Selberansetzen in kleinen 25g Tütchen kaufen kann. Die Beize wird in kochendem Wasser aufgelöst. Nach dem Erkalten kann man sie wie einen Lack auftragen.
Beize enthält ein sehr feines Pigment und erzeugt einen semi-tranparente Oberfläche, welche die Holzanmutung des Bauteils erhält. Beize dringt in das Holz ein und bildet keinen Film auf der Oberfläche. Man kann die Farbgebung anpassen, indem man mehrere Beizen übereinander aufträgt. Die Grundfarbe des ersten Auftrags bleibt dabei erhalten. Wenn man nur sehr wenig Beize auftragen möchte, empfiehlt es sich zunächst klares Wasser zu streichen und dann Beize auf das nasse Holz zu bringen.
Die kleine Scheune auf unserer Krippe wird die Heilige Familie beherbergen. Sie wird getragen von zwei hölzernen Pfosten und einem langen Balken über dem Eingang. Auf der linken Seite liegt der Tragbalken auf einem der beiden Pfosten auf. Auf der rechten Seite liegt der Balken in einer Aussparung in der Wand. Da die Wand ein wenig schräg ist, muss man die Aussparung ein wenig anpassen. Der linke der drei Sparren, die das Dach tragen, ist ein wenig kürzer als die anderen beiden. Dies macht die Dachform etwas interessanter als eine grade Kante. Ich habe diese kleinen Teile, mit der Leistenschere geschnitten, aber eine Feinsäge funktioniert genauso gut. Kleben geht am besten mit Weißleim. Abb. 17 zeigt die Holzkonstruktion von unten.
Anstelle von Dachlatten, die bei diesem Maßstab sehr dünn geworden wären, nutze ich für diese Krippe ein dünne XPS-Platte, um die Sparren zu überbrücken und die Ziegel zu tragen. Um dem XPS das Aussehen von Holz zu geben, muss etwas Arbeit investiert werden. Zunächst werden schmale Rillen in das XPS geschnitten, wie man sie bei angegriffenem Holz findet. Dann zieht man vorsichtig mit der Drahtbürste entlang der „Faser“, vgl. Abb. 18. Dabei muss man darauf achten, die Bürste nur zu ziehen und nicht zu drücken, da man sonst das dünne XPS schädigen würde. Die Drähte der Drahtbürste sind vergleichsweise steif und würde große Stücken XPS aus der Oberfläche reißen.
Abb. 19 zeigt eine Nahaufnahme der Dachunterseite. Die Farbgebung wurde mit derselben Hell-auf-Dunkel Technik vorgenommen, wie sie bereits für die Ziegel verwendet worden ist.