Im nächsten Schritt ist es an der Zeit, das Dach zu decken. Für Krippen dieser Größe eignen sich am besten Dächer aus Wellpappe.
Ich habe die Wellpappe von einer Geschenkbox genommen, die mit einem Wein-Präsent verschenkt worden ist. Die obere Deckschicht muss auf beiden Seiten entfernt werden. Dazu bringt man Wasser mit einem Schwamm auf die Wellpappe auf, um den Leim ein wenig anzuweichen. Der Trick ist es, genügend Wasser aufzutragen, dass die oberste Schicht weich wird, aber die Wellschicht unbeschädigt bleibt. Wenn auf der Deckschicht Bilder oder Photos aufgedruckt sind, ist sie wahrscheinlich auch wasserabweisend. In dem Fall kann man die Farbschicht mit einer Drahtbürste bearbeiten, um Angriffspunkte für das Wasser zu schaffen. Ich entferne die Deckschicht mit einem scharfen Küchenmesser, aber eine Bürste eignet sich gleichermaßen. Ein bisschen Schaden an der Wellpappe ist nicht schlimm, das gibt dem Dach nachher ein realistischeres Aussehen.
Mann muss nicht notwendigerweise beide Deckschichten entfernen. Nach meinem Gefühl wird das Dach aber deutlich schöner, wenn man sich die extra Mühe macht.
Wenn das „Wellpapier“ vorbereitet und wieder getrocknet ist, kann das Dachdecken beginnen. Man startet immer vom unteren Rand. Zunächst legt dann einen schmalen Streifen am unteren Ende des Daches, vgl. Abb 20. Er dient lediglich dazu, die erste Reihe „Ziegeln“ auf die richtige Höhe zu bringen. Diese hätten sonst eine andere Neigung als die andren Ziegeln, da eine Reihe Ziegeln immer auf der darunterliegenden Reihe aufliegt.
Für die Ziegeln schneide ich Streifen quer zu den Wellen. Ich markiere Anfang und Ende des Schnitts und schneide dann mit der Schere frei Hand von einer Markierung zur anderen. Ein Lineal sollte man nicht nutzen, dass gibt eine viel zu gerade Kante, die für ein altes Dach unnatürlich wäre. Ein bisschen krumm ist schön Die Streifen werden zweimal angeklebt: a) am oberen Rand der bereits angebrachten Ziegelreihe und b) am eigenen oberen Rand, vgl. Abb. 21.
Die unterste Ziegelreihe steht über den Dachstuhl über. Abb. 22 zeigt die Anordnung von der Seite. Um ein natürlicheres Aussehen zu erreichen, klebe ich den unteren Rand der Ziegel nicht an. Nachdem das Dach fertig montiert und der Leim getrocknet ist, schneide ich die Reihen rechts und links mit der Schere auf Maß.
Hallo Krippenfreunde!!
- sehr schön, das hier eine tolle Möglichkeit dargestellt wird, wie es möglich ist, eine schöne Krippe mit modernen Materialien zu zu bauen. Weiter so!!!
Bevor wir uns daran machen können, den Stall und die Scheune auf die Bodenplatte zu montieren, müssen wir noch die Stalltür und die Luke für den Heuboden bauen.
Da der Stall nicht beleuchtet wird, können wir uns die Sache einfach machen. Wir schneiden uns ein dünne (5mm) Platte XPS mit dem Heißdrahtschneider, die als Träger für Tür und Luke dienen kann. Das Stück wird mit dem Messer auf Maß geschnitten, so dass es in den Stall gerade hinein passt und die Öffnungen für Tür und Dachbodenluke abdeckt. Man hält das Stück an seinen Platz und markiert die Öffnungen mit einem Bleistift auf dem XPS – Plättchen.
Tür und Luke sind aus Holz. Dazu schneiden wir uns zunächst ein Stück Holz zurecht, von dem wir dann Schindeln schlagen. Schindeln spaltet man am besten mit einem großen Küchenmesser, welches man quer über die Maserung hält. Man spaltet dünne Holzschichten ab, indem man das Messer vorsichtig mit einem Holzhammer durch das Material treibt. Alternativ kann man eine selbstgemachte “Schindelmaschine”, vgl. http://www.mo-it.at/krippenwerkstatt/ti … chiv_id=30, nutzen. Die Maserung liefert eine sehr schöne Struktur auf den gespaltenen Schindeln. Meine Schindeln waren ein wenig groß. Ich habe sie daher mit einem Küchenmesser in schmale Streifen geschnitten. Zum Schluss muss man noch die Kanten brechen.
Alternativ kann man auch dünne Hölzer, z.B. Eisstiele, nutzen. Diese muss man mit der Drahtbürste altern, wie in Schritt 9 erklärt, da sie sonst viel zu glatt wären. In jedem Fall muss man mit dem Messer auch die Kanten brechen.
Die Holzstreifen werden auf Länge gebrochen und auf die XPS – Platte geklebt. Brechen liefert im Gegensatz zu Schneiden eine unregelmäßige Kante und erweckt den Eindruck einer alten, reparaturbedürftigen Tür. Wichtig ist, dass die Hölzchen nachher nicht über die Markierungen für die Öffnung hinausragen!
Das Holz wird, wie in Schritt 10 beschrieben, gebeizt.
Wer möchte, kann an der linken Kante und oberhalb der Tür einen Schnitt setzen und die Tür ein wenig nach innen drücken. Das erweckt den Eindruck einer teilweise geöffneten Tür. Das ganze Bauteil wird dann in den Stall eingeklebt.
Abb. 24 zeigt die drei Teile der Krippe zusammen. Sie wurden vorübergehend auf die Bodenplatte gestellt, bevor Tür und Luke montiert sind. Ich verwende als Bodenplatte 8mm Sperrholz. Die Ecke vor der Scheune wurde als Viertelkreis gesägt, um die Krippe etwas attraktiver zu machen.
Die Verwitterungsschäden am Dach lassen sich in diesem Zustand, bei dem nur die Grundierung aufgetragen wurde, besonders gut erkennen.
Nachdem Tor und Luke eingeklebt wurden, können sie gebeizt werden, vgl. Schritt 10. Anschließend wird mit Umbra Grün und schwarzen Flecken, Verfall angedeutet. Abb. 25 und 26 zeigen das Ergebnis dieser Maßnahme.
Für den Boden benötigen wir „Krippenmörtel“. Dafür muss zunächst Leimwasser angesetzt werden. Man mischt einen Teil Weißleim mit fünf Teilen Wasser und rührt ausgiebig um. Anschließend mischt man ein Teil Kreide mit einem Teil Sägemehl (alpenländisch) oder einem Teil Schleifstsaub (orientalisch). Man muss diese beiden Komponenten zunächst gut mischen und dann behutsam Leimwasser unterrühren, bis man eine cremige, nicht zu flüssige Masse erhält. Krippenmörtel kann man etwa zwei Wochen in einem gut verschlossenen Behälter (z.B. Marmeladenglas) aufbewahren, danach beginnt er zu schimmeln.
Für den Erdboden um Scheune und Stall empfiehlt es sich, den Krippenmörtel vorsichtig mit einem Pinsel aufzubringen, vgl. Abb. 25. Dabei ist es wichtig, dass der Boden uneben bleibt und nicht zu sehr eingeebnet wird. Man sollte auch erkennen können, wo der Boden vom täglichen Gebrauch ausgetreten wurde.
Die Schmalseiten der Bodenplatte wurden ebenfalls mit Krippenmörtel eingefasst. Dazu verwende ich ein Malmesser oder eine Gipserkelle aus dem Baumarkt, vgl. Abb. 26.
Der Krippenmörtel muss 6 bis 8 Stunden trocknen, bevor man die Grundierung auftragen kann.
Nachdem der Krippenmörtel durchgetrocknet ist, kann die Grundierung aufgetragen werden. Ich verwende hierzu die gleiche weiße Fassadenfarbe, die auch schon bei Stall und Scheune zum Einsatz kam, vgl. Schritt 7 und Abb. 27.
Während die Grundierung trocknet, ist es Zeit, das Dach zu fassen, vgl. Abb. 27. In unserer Heimat haben die Dächer typischerweise rote Ziegeln. Man kann also die gleichen Farben verwenden , die auch schon in Schritt 8 zum Einsatz kamen, um die Ziegelsteine zu fassen. Mit einem trockenen Pinsel nimmt man rote Farbe auf und streicht sie auf die Wellpappe. Einige, aber nicht alle Täler und der größte Teil der „Hügel“ sollte anschließend rot sein. Anschließend werden braune und orange Flecken hinzugefügt und am Schluss noch einmal Rot aufgetragen. Abb. 28. zeigt das Ergebnis. Es darf durchaus noch etwas vom der grauen Grundierung zu sehen sein. Wer etwas mehr Dramatik erreichen möchte fügt auch schwarze und violette Farbtupfer hinzu.
Nachdem das Dach gefasst ist, kann auch der Boden eingefärbt werden. Hierzu verwende ich die „dunkel – auf – hell“ – Methode. Für dieses Methode verwende ich Pulverfarben (Pigmente) und Flüssigbinder, man kann aber auch verdünnte Abtönfarbe verwende. Dann muss man allerdings sehr schnell arbeiten. Als Binder eignen sich technische Gelatine (Hasenleim) oder einfach etwas Bier. Bei uns ist Bier die bevorzugte Variante, zunächst weil man die Farbe auch nach dem Trocknen mit ausreichend viel Wasser wieder abwaschen kann und außerdem muss man den ungenutzten Binder nicht verschimmeln lassen .
Je nach Art der Krippe benötigt man verschiedene Farben. Für eine heimatliche (alpenländische) Krippe verwendet man Braun, zweierlei Grün, ein wenig Schwarz und Weiß zum abtönen. Ich mische mir mein Grün aus Blau und Goldocker, vgl. Abb. 29. Die anderen Gelbtöne ergeben kein schönes Grün, mit dem man Gras oder Blätter andeuten könnte. Da Blau und Schwarz extrem starke Pigment sind, halte ich sie auf separaten Paletten und von den anderen Farben getrennt.
Als erstes muss der Boden komplett mit Pigmentfarbe eingestrichen werden. Man darf nicht zu wenig Bier nehmen, denn die Farbe muss unbedingt in die tiefsten Rillen hineinfließen. Man braucht sich keine Sorten machen, dass man zu viel Farbe aufträgt, denn als Zweites wird der größte Teil der Farbe mit einem feuchten – nicht nassen – Schwamm wieder entfernt werden, vgl. Abb. 30. Es ist wesentlich, dass man den Schwamm sauber hält und oft auswäscht, sonst wird der Schwamm zum Pinsel und malt alles Braun. Der feuchte Schwamm wäscht die Farbe von den hervorstehenden Stellen, so dass ein lebhafter, natürlich wirkender Farbwechsel entsteht, vgl. Abb. 31. Man muss den Schwamm dazu gut auspressen, denn ein zu nasser Schwamm würde zu viel Farbe abwaschen.
Hallo
toller Bericht, der sehr hilfreich ist!
Aber was mich ein wenig stört (wie bei vielen anderen Krippen auch) ist dass man auf dem Boden noch so viel von der weissen Farbe sieht. Wäre es nicht schöner den Boden mit Braun zu grundieren anstatt mit weiss, dann würde man denken dass der Dreck des Bodens sichtbar ist. Weil weissen Boden gibts ja relativ selten
Aber dann müsste man den Boden vielleicht anders einfärben oder nicht?
mfg Marcel
Hallo Schmar,
ja, das ist ein Thema. Wir machen gerade einen Krippenbaukurs in Bobenheim und da verwenden einige einfach Sand mit Leimwasser (1:2) als Bodenbelag. Andere waschen schlicht nicht so stark herunter wie ich und schon ist der Boden „erdiger“.
Bisher habe ich mich noch nicht an braun grundiert und dann Pigmentfabre getraut. Das mache ich dann immer mit der hell-auf-dunkel – Technik, die mir bei dieser kleinen Beispielkrippe aber nicht so recht gefallen wollte.
Hallo Schmar,
ich habe noch ein Bild gefunden, welches ganz schön zeigt, welchen Einfluss das Waschen hat. Bei dieser Krippe wurde fast gar nicht gewaschen, nur mit einem Schwamm ganz vorsichtig etwas Farbe von den allerhöchsten Punkten genommen, um mehr 3D-Effekt zu bekommen.
- klasse Folge – nur weiter so!!
- wir haben eine neue Krippenbau-Gruppe ins leben rufen können – dort wird diese Serie sehr interessiert verfolgt.
- vielen Dank!!
– und herzliche Grüße!!
Nachdem die Farbe für den Boden getrocknet ist, kann man sich ans Dekorieren machen. Ich verwende dazu gerne kleine Teile von Pflanzen und etwas Sand, um den Eindruck eines bewohnten Gebäudes zu erwecken.
Für kleine Modelle eignet sich am besten Vogelsand aus dem Zoohandel. Es ist fein und fließt gut. Der Sand sollte den Boden nicht gleichmäßig bedecken, sondern in Ecken und am Wegrand sich in Häufchen sammeln. Man kann zunächst mit einem Pinsel etwas Weißleim auf die entsprechenden Stellen auftragen und dann etwas Sand drüber streuen. Dazu eignet sich ein Teesieb prima. Die erste Lage Sand wird am Leim festkleben. Den Überschuss kann man nach dem Trockenen fortblasen.
Kleine Steine kann man an geeigneten Orten aufhäufen. Dazu wässere ich sie in Leimwasser und löffle die feuchten Stein auf die Krippe.
Kleine Pflanzen kann man gut mit Flechte oder Moos darstellen. Einige Mose ähneln kleinen Blumen, wenn man sie genau betrachtet. Man klebt sie in Gruppen von drei oder vier mit Heißkleber auf, um ein natürliches Aussehen zu erreichen.
Der große Baum ist ein Stück Weißdornhecke, mit etwas Flechte darauf. Bei Bäumen funkioniert “parts pro toto” sehr gut. Wenn man eine Fichte darstellen möchte, sucht man sich einen Fichtenzweig, für eine Buche eignet sich eine Buchenwurzel, die man im Wald nach den Herbsttürmen von umgestürzten Bäumen schneidet.
Das Endergebnis mit einer – vielleicht zu kleinen – Krippe zeigt Abb. 32
Liebe Krippenfreunde,
nach achtzehn Schritten ist die kleine Krippe fertig. In diesem Beitrag habe ich versucht, verschiedene Techniken zu zeigen. Selbstverständlich muss man nicht bei jeder Krippe jede dieser Methoden einsetzen (z.B. kann man die Wände mit Krippenmörtel gestalten, statt Demhardter Mörtel zu verwenden, oder nur mit Abtönfarbe und ohne Pigmente arbeiten). Ihr seit eingeladen, zu probieren und zu variieren.
Ich hoffe Euch hat diese kleine Abhandlung gefallen und Ihr zeigt uns die Ergebnisse Eurer Mühen in diesem Forum.