Dieses Wochenende waren wir mal wieder in der Krippenbauschule in Klüsserath zu Gast. Diesmal sind wir gekommen, um an der Fortbildung Krippenbeleuchtung und Botanik teilzunehmen. Mit uns sind 19 andere Krippenbauer am Freitag um 15h in der Werkstatt der Schule zusammengekommen. Klaus Porten, Vizepräsident des Verbandes Bayrischer Krippenfreunde berichtet, dass der Verband so viele Anmeldungen zu dieser Fortbildung erhalten hat, dass es am 16./17.8.2019 einen weiteren Kurs geben wird.
Als Kursleiter sind Rudi Ellenrieder und Ferdi Saßmann dabei, die viele von uns schon aus den Lehrgängen zum Krippenbaumeister kennen.
In diesem Thread werde ich in loser Folge einige Tipps und Tricks aus dem Kurs vorstellen, so dass Ihr ein wenig von der Kursatmosphäre mit schnuppern könnt.
Was ist eigentlich so bedeutend am Morgen?
„Was ist eigentlich so bedeutend am Morgen…“, mit dieser Frage begann Rudi Ellenrieder die Fortbildung. Mein erster Gedanke – Kaffee – passt nicht so recht zum zweiten Halbsatz der Frage, „.. dass sogar die Tiere darauf reagieren?“ Er meint natürlich das Licht.
Rudi führte dann aus, dass auch schon die alten Krippenbauer schon ihre Krippen mit Lichteffekten ausstatteten. Vor dem elektrischen Licht schimmerten Glimmer auf den Bergen und Silberfäden in den Gewändern der Könige im Kerzenschein. Später kamen dann Glühlampen – manchmal mit nicht feuerfester Bemalung – und Taschenlampenbirnchen am Klingeltrafo. Heute ist das Mittel der Wahl die LED (Light Emitting Diode), die in rasender Geschwindigkeit Glühlampe, Leuchtstoffröhre und Halogenstrahler ersetzt. Übermorgen wird sich wahrscheinlich auch die Halbleiter-LED überholt haben 😮
Strom ist gefährlich, ganz klar. Das gilt für alle Arten von Strom, aber je geringer die Spannung, desdo länger kann unsere Haut dem Strom Widerstand leisten. Eine 220V – Leitung kann einen Menschen töten, wenn er mehr als den Bruchteil einer Sekunde damit in Kontakt kommt. Bei 12V – Niederspannung merkt man den Strom nicht einmal.
Die Aschaffenburger Krippenfreunde haben daher ihre gesamten Ausstellungen auf 12V umgestellt. Sie nehmen Krippen mit Beleuchtung nur an, wenn sie auf Niederspannung sind oder darauf umgerüstet werden dürfen.
Mit einem 12V-Trafo für 660mA, Kostenpunkt €5,00–9,00, z.B. https://www.reichelt.de/steckernetzteil‑7–2‑w-12-v‑0–6‑a-stabilisiert-snt-600–12v-p108294.html?&trstct=pos_0 kann man eine große Krippe mit etlichen LEDs gut beleuchten. Eine LED oder ein vor-konfektionierter 3‑LED-Streifen benötigen typischerweise weniger als 20mA. Man kann also mit dem kleinen Trafo ohne weiteres 30 Lichtquellen versorgen.
Eine einheitliche Spannung an allen Krippen ist eine weitere Sicherheitsmaßnahme. Diesmal nicht für den Krippenbauer, sondern für die Krippe. Wenn alle Krippen 12V haben, kann man keine an die falsche Spannung anschließen und dadurch zerstören. Spannungen von 9V oder 12V sind eine gute Wahl, da sie auch bei vielen LEDs noch ausreichend Leistung auf der Leitung haben. Nutzt man 3,5V-Spannungsquellen kann eine weitere LED den Trafo leicht mal überfordern.
Eine Krippe mit „Tageslicht“ hat meistens nur einzelne Punktstrahler, um etwa das Jesuskind oder den Verkündigungsengel in Szene zu setzen. Als allgemeine Beleuchtung dient in der Regel einfach die Stubenlampe. Dazu kommen dann noch innen beleuchtete Fenster und evtl. Eine Lampe im Krippenstall.
Bei Kastenkrippen sieht das schon etwas komplexer aus. Hier muss zuallererst eine warme weiche und diffuse Grundbeleuchtung sicher gestellt werden. Wenn man LEDs verwendet geht dies am besten mit warmweißen (kaltweiß ist höchstens für Nachtkrippen geeignet) LED-Streifen. Diese bringt man rechts, links und über dem Durchblick an. Beleuchtung sollte nie von unten erfolgen, da sie eine sehr unangenehme und unfreundliche Atmosphäre schafft. Eine Ausnahme bilden da Passionskrippen, in denen eine bedrohliche Atmosphäre durchaus angebracht sein kann.
LED-Streifen sind sehr einfach zu handhaben. Sie lassen sich i.d.R. an markierten Stellen zuschneiden. Die Grundeinheit sind immer drei LEDs und ein Widerstand. Da man meistens nur eine Grundeinheit braucht, sind sie auch recht preisgünstig. Der Streifen ist auf 12V ausgelegt.
An jedem Ende hat der LED-Streifen zwei kupferne Punkte, die mit + und – gekennzeichnet sind. An diesem bringt man zunächst einen Tropfen Lötzinn auf und lötet in einem zweiten Schritt eine ausreichend lange Litze an. Das „helle“ Kabel kommt dabei immer an den „+“ (gelb bei gelb/braun, rot bei rot/schwarz, grau bei grau/schwarz).
Man muss dann nur darauf achten, dass man Plus und Minus am Trafo nicht vertauscht, denn falsche Polung nimmt eine LED übel.
Immer wieder braucht man in einer Krippe lokal eine Beleuchtung, kann aber keine Lampe ins Gesamtbild einpassen. Dann muss man sein Leuchtmittel gut verstecken. Auch dafür eigenen sich LED-Streifen hervorragend. Auf dem Bild zeigt Kursleiter Rudi Ellenrieder, wie man einen LED Streifen einfach hinter einem Baumstumpf verschwinden lassen kann.
Es gibt schon einige Threads in diesem Forum zur Krippenbeleuchtung. Über LED-Streifen berichtet z.B. dieser hier http://www.krippenverein.de/forum/viewtopic.php?f=3&t=441
LED-Strips sind besonders zur Grundbeleuchtung einer Krippe mit diffusem Licht geeignet. Wenn man einzelne Personen, Szenen o.Ä. betonen möchte, dann bieten sich bedrahtete Einzel-LEDs an.
Quelle https://www.shop-014.de/shop-michawi.html
Auch hier sind insbesondere warmweiße LEDs zu empfehlen. Wichtig bei dieser Form der LED sind der Abstrahlwinkel oder Öffnungswinkel und die Intensität. Für die Beleuchtung einzelner Personen (Krippe, Engel) sind Öffnungswinkel von 10° – 15° geeignet. Solche stark fokussierten LEDs gibt es mit Intensitäten von über 10.000 mcd. Das ist so hell, dass man eine Drosselung vorsehen sollte, mehr dazu später.
LEDs dieses Typs mit Öffnungswinkeln von ca. 60° sind eher für eine Raumbelechtung geeignet. Sie können bei sehr hohen Lichtstärken aber unerwünschte Lichtkreise mit dunkler Mitte und hellem Rand erzeugen.
LEDs dieses Typs haben keinen eingebauten Vorwiderstand. Je nach Stromquelle muss man also einen geeigneten Widerstand in den Stromkreis einlötenb, sonst brenntd ie LED nach kurzer Zeit einfach durch. Wichtige Kenndaten der LED sind:
Öffnungswinkel (z.B. 10°)
Farbe (z.B. warmweiß)
Intensität (z.B. 10.000 mcd)
Betriebsspannung (z.B. U_LED = 3,2V)
Betriebsstrom (z.B. I_LED = 20mA)
Will man eine solche LED an einer 9V-Batterie (U_0 = 9V) betreiben, so berechten sich der Vorwiderstand (R_v) mittels
R_vmin = (U_0 – U_LED) / I_LED
in unsrem Beispiel sind das R_vmin = (9V – 3.2V) / 20mA = 290 Ohm. So groß muss der Vorwiderstand also mindestens werden. Kaufen kann man Widerstände nicht in allen Größen, daher nimmt man einfach den nächst größeren (z.B. R_v = 300 Ohm). Eine Zusammenschaltung kleinerer Widerstände lohnt praktisch nicht, denn bis zum Anderhalbfachen des nach der Formel berechneten Vorwiderstands bemerkt man die Lichtabnahme kaum.
Damit der Widerstand nicht zu heiß wird, muss man seine Leistungsklasse beachten. Der Widerstand wandelt elektrische Leistung (P_v) in Wärme um nach:
P_v = R_v * I_LED * I_LED
In unserem Beispiel P_v = 300 Ohm * 20mA * 20mA = 0,12 W. Wir können also einen Widerstand der Leistungsklasse 125 mW (0,125W) oder besser der Klasse 250 mW nutzen. Widerstände kosten nur wenige Cent, daher sollte man immer etwas größer kaufen.
LEDs kriegt man heute überall. Ich beziehe meine LEDs gerne bei Michael Wittig in Waldheim, z.B.
https://www.shop-014.de/shop-michawi.html
oder
https://www.ebay.de/str/mwshoponline/Leds/_i.html?_storecat=2235861015
ein kleiner Tip zum Abstrahlwinkel:
Wenn man nur Leds mit grossem Abstrahlwinkel zur Hand hat kann man auch einfach ein Stück Schrumpfschlauch über die Led stülpen, zusammenschrumpfen und dann so 1–2mm länger wie die Led abknipsen. Dadurch hat die Led nur noch ein winziges Loch, wo das Licht raus kommt und man kann dadurch sehr gut eine Person oder ähnlich anstrahlen.
Hallo Schmar,
da hast Du sehr recht. Man kann eigentlich jede LED zu einem Spot machen. Im Laden gibt es Optiken und Spiegel, damit die LED nicht nach hinten leuchtet.
Rudi Ellenrieder hatte einen ganz eigenen Trick auf Lager. Aus den Röhrchen der Papierrollen in Registrierkassen kann man auch ganz gut Spotloights machen, vgl. Bild.
Hallo Krippenfreunde,
die Krippenelektrik ist aus meiner Sicht ein sehr vernachlässigter Bereich des Krippenbaus. Hierzu einige Episoden:
Während der letzten Krippen-Ausstellung in den Räumen der Kreisverwaltung Osnabrück wurden alle Krippen vom Netz genommen,
da sie den Sicherheitsanforderungen nicht gerecht werden.
Vor einigen Jahren wollte ich alles auf 12 V – Spannung umstellen und dachte daran, Stecker- und Kabelsysteme sowie Pumpen und
Motore aus der KFZ-Elektrik zu übernehmen. Das war weder praktisch, noch von den Leistungen angepaßt, noch kompatibel zu Flackerlicht, Rauchgeneratoren, Pumpen, Antriebsmotore usw.
Um nur einige technische Effekte einzubauen, braucht man einen 230 V – Anschluß auf der Krippe mit mehreren Netzteilen unterschiedlicher Niedrig-Spannungen. Und das ganze dann so zu verkabeln, dass es den „Allgemeinen Sicherheitsanforderungen“ entspricht, ist fast nicht möglich.
Von Soundeffekten, Tag/Nacht-Simulation, Sternenhimmel und EDV-Technik rede ich noch gar nicht. Die italienischen Krippenfreunde sind da viel weiter!!
Viel Grüße!!
- hier ein entsprechender Katalog zum Herunterladen:
Lieber Willi,
das ist mal ein cooler Katalog. Da kann man auch mit wenig technischem Wissen, eine gute Krippenbeleuchtung herstellen.
230V möchte ich auf einer Krippe auch nicht haben. Unterm Tisch für den Trafo – o.k, aber oben max. 12V. Wenn man allerdings 12V in der Krippe hat, kann man mit wenigen Handgriffen und einem Lötkolben i.d.R. auch 5V oder 9V realisieren. Dazu braucht man keinen zweiten Trafo, leider aber schon ein gutes elektrotechnisches Wissen.
Den Abend haben wir im Krippenmuseum „Haus der Krippen – Domus Praesepiorum“ http://www.krippenmuseum.info verbracht und uns verschiedene Varianten der Krippenbeleuchtung angeschaut.
Die alpenländische Herbergssuche von Kurt Post im ersten Stock ist ein gutes Beispiel für eine gelungene, sparsame Beleuchtung. Etwa 2m über der Krippe, die hinter einem alten Sprossenfenster aufgestellt ist, ist ein Halogenstrahler als Grundbeleuchtung angebracht. Da Maria und Josef vor dem Haus unter freiem Himmel sitzen bzw. stehen, sind sie durch die Grundbeleuchtung schon gut sichtbar.
Der Wirt steht an der Hauswand, unterhalb von Treppe und Balkon. Damit liegt die Figur und insbesondere sein Gesicht im Schatten. Daher hat der Krippenbauer an der Hausecke eine (funktionierende) Laterne angebracht, die die Figur beleuchtet.
Auf der mittleren Etage des Krippenmuseums http://www.krippenmuseum.info/museum.html befindet sich eine Regensburger Papierkrippe von Raimund Pöllmann. In dieser Krippe nutzt der Krippenbauer den Kontrast zwischen „warmen“ und „kaltem“ Licht, um die gewünscht Stimmung zu erzeugen.
Als Grundbeleuchtung dient eine sehr hoch sitzende, stark gedimmte Beleuchtung mit großen Blauanteilen in der Farbe. Auf diese Weise entsteht eine kalte, winterliche Atmosphäre. Auf mich wirkt sie wie Dämmerung an einem regnerischen Wintertag. Im starken Gegensatz dazu steht die Heilige Familie in einem sehr warmen Licht. Auf dem Photo wirkt es noch gelber und wärmer als in Wirklichkeit.
Eine solche Kontrastbeleuchtung ist natürlich in einem Museum – oder einer Kastenkrippe – leichter herzustellen als für eine offene Krippe im Wohnzimmer. Ein schwacher gelber Spot, lässt sich aber, gerade wenn man eine 3mm LED zur Verfügung hat, in praktisch jede Krippe integrieren, so dass da Jesuskind in ein warmes Licht getaucht werden kann.
Der zweite Tag der Weiterbildung war der Krippenbotanik gewidmet. Ferdi Saßmann, der diesen Teil der Fortbildung leitete, begann mit einem Rückblick auf beliebte Pflanzen für die Krippenlandschaft:
- feingliedrige Koniferen aus dem Garten (Zierwacholder, Berberitze, Gartenbuchs ..)
- Kleinsträucher (Heidelbeere, Erika, Besenheide, Krähenbeere)
- Bonsai (aussortierte Ware aus dem Baumarkt)
- Moos, Zupfmoos, Steinmoos
sind gut geeignet. Dagegen sollten geschützte Pflanzen, auch wenn sie sehr gut geeignet sind, nicht auf einer Krippe eingesetzt werden. Schließlich ist dem Christen die Bewahrung der Schöpfung anvertraut. Dies gilt auch für den auf alpenländischen Krippen gerne genutzten Hirschheiderich, der heute unter Naturschutz steht. Alte, bereits konservierte Hirschheiderich – Pflanzen weiterzuverwenden ist natürlich kein Problem, das Pflücken auf Höhen oberhalb der Baumgrenze schon.
Ferdi Saßmann plädiert dazu, vielfältige Angebot des Floristenbedarfs zu nutzen und auch künstliche Flora einzusetzen. Darunter gibt es heute schon viele verblüffend echt wirkende Pflanzen.