2018-07-15 16:00h
Diese Woche findet wieder ein Krippenbaukurs an der Krippenbauschule in Klüsserath statt. Es geht um „Schneekrippen“ und nur Ehemalige, die in der Krippenbauschule den Kursleiterlehrgang besucht haben, können teilnehmen. Diesen Kurs will ich während der Woche in diesem „Schneekrippen-Blog“ begleiten.
Wir beginnen den Kurs mit einem Dienst im Krippenmuseum „Domus Praesepiorum“ in Klüsserath, das der Verein der Klüsserather Krippenfreunde http://www.krippenmuseum.info gebaut hat und seit 2010 betreibt. Jetzt im Sommer ist immer wenig los, aber dennoch werden Helfer benötigt und der Dienst lässt sich ganz gut mit dem Kurs kombinieren. Zumindest müssen wir nicht extra die 2h Anfahrt für 0 – 4 Besucher auf uns nehmen.
Das Museum ist jetzt zwei Stunden auf und die ersten Kursteilnehmer haben schon rein geschaut. Eine Krippenfreundin und ihr Mann sind schon seit Donnerstag da, um die Mosel zu genießen. Im Museumsladen gab es auch schon Besucher – schaut so aus, als ob wir heute Abend Geld in der Kasse, aber keine Tickets verkauft haben werden.
2018-07-15 22:00h
Um acht Uhr war Vorbesprechung in der Krippenbauwerkstatt. Wir sind diesmal nur eine kleine Gruppe, denn einige Krippenfreunde mussten noch kurzfristig absagen. Pia, unsere Präsidentin, hat uns begrüßt und die Entschuldigungen überbracht. Schade, dass wir die fehlenden Krippenfreunde diesmal nicht wiedersehen.
Danach geht es gleich in Medias Res. Warum baut man überhaupt ein Schneekrippe. Gemeinsam erarbeiten wir uns einige Hinweise:
- • Jesus ist für alle Menschen geboren; also auch für die, bei denen im Winter Schnee liegt.
• Schnee ist ein Zeichen für Reinheit und Unschuld und beschreibt damit die Erlöserkraft des Gottessohnes. Früher wurden die Teppiche im Schnee geklopft, solche eine gute reinigende Wirkung hatte Schnee.
• Schnee deckt allen Schmutz zu und macht … zumindest für eine kurze Zeit … die Welt sauberer.
• Schnee ist kalt und ein Mensch ohne Schutz kann erfrieren; die ärmliche Situation der Heiligen Familie wird dadurch noch deutlicher.
• Der Schnee macht die Landschaft klarer und detailärmer, dadurch fokussiert sich der Blick auf das Wesentliche, die Figuren der Krippe und die Geschichte von Weihnachten.
• Schnee erinnert uns an unsere Kindheit, als Schnee und Weihnachten noch fest zusammen zu gehören schienen.
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Eine Weihnachtskrippe soll immer mehr sein als nur schön; sie muss vielmehr die christliche Botschaft verkündigen. Darum ist es bei einer jeden Krippe wichtig, sich die Symbolkraft der Darstellung vor Augen zu führen.
Hallo de Nitzemer!
Hey, schön mal wieder von Dir zu lesen
Da habt ihr ein tolles und interessantes Thema. Schneekrippen sind faszinierend und werden leider allzu oft nur am Rande angerissen (in diversen Büchern).
Ich freue mich auf Informationen und Bilder.
Euch viel Freude beim Werkeln (auch wenn wenig los ist).
Herzliche Grüße aus dem Chiemgau
Bine
Halo Bine,
danke für die Grüße. Die Gruppe sollte ja etwas kleiner sein als die Kurse, damit wir unter den Kursleitern auch Austausch pflegen können. Einige mehr als auf dem Bild sind wir dann aber schon.
2018-07-16
Der Kurs beginnt gut katholisch um acht in der Früh, da kann man vorher noch in die Frühmesse gehen. Da in Klüsserath keine Frühmesse ist, bleiben wir etwas länger beim Frühstück sitzen. Die Krippenfreundin aus Amberg ist genau so ein Coffein-Junkie wie ich, da wird die Kanne schon leer.
Viele Krippenfreunde haben schon ein wenig vorgearbeitet, so dass wir am Morgen mit Halbzeugen, Rohbauten oder gar Altbauten starten. Einer hat sogar schon einen Rahmen für eine perspektivische Krippe mitgebracht. Wir haben gelernt, dass uns diese Woche zwei Methoden zur Verfügung stehen:
- Klassisch mit Uniflott und weißer Farbe oder[/*:m:2qvt166z]
- Modern mit Methylmetarcylat–Pulver aus dem Theaterbedarf.[/*:m:2qvt166z][/list:u:2qvt166z]
In jedem Fall wird es wesentlich sein, an den richtigen Stellen Schnee zu haben und nicht einfach nur die ganze Landschaft „weiß überzuschlünschen“.
Als erstes Detail lernen wir heute die Herstellung von Eiszapfen kennengelernt. Diese werden aus Glasstäben in der Flamme einer Lötlampe geschaffen, vgl. Bild. Beim Monieren wird es wichtog sein, dass die Eiszapfen sorgfältig senkrecht hängen – hier ist ausnahmsweise genaueres Arbeiten besser als etwas großzügigeres Vorgehen.
2018-07-17
Der heutige Tag steht auch noch weitestgehend im Zeichen des „normalen“ Krippenbaus. Über Schnee gibt es vermutlich erst morgen wieder etwas zu berichten.
Eines der Objekte welche dies Woche im Kurs entstehen ist ein Schäferkarren, wie man ihn bei Demharter / Mayr : „Weihnachtskrippen bauen“, ISBN 978–3828925526 finden kann. Der Karren selber besteht aus einem Sperrholz und Styrodur-Grundgerüst, welche mit Furnierholz aus einer Funierschachtel (z.B. Mandarienenkistchen) beplankt wurde. Das Dach ist aus Teerpappe. Echte Teerpappe wäre natürlich viel zu dick. Meistens wird daher Schleifleinen verwendet, welches man aufklebt und anschließend fasst, denn unbenutztes Schleifleinen wäre viel zu sauber. Der Krippenfreund hat sich für eine andere Methode entschieden. Das Dach wurde aus einer 3mm Styrodurplatte geformt. Diese wurde aufgeklebt und nach de Trocknen dick mit schwarzer Abtönfarbe eingestrichen. In die noch nasse Farbe hat er dann Sand eingerieselt. Die erste Sandschicht bleibt haften und formt eine schöne Imitation von Teerpappe.
Noch einen zweiten kleinen Trick habe ich heute entdeckt. Das Material der Wahl in den meisten Krippen ist extrudiertes Polystyrol (XPS, Styrodur), da es sich leicht Schneiden, Formen und auch Schnitzen lässt. Für große Steine oder für Mauern, die mit Marmorpulver verfugt werden sollen, braucht man dazu sehr tiefe Schnitte. Diese lassen sich prima mit einem kleinen Lötkoben machen, vgl. Bild.
In der Krippenbauschule verwenden wir eine MSS‑9 Mini-Lötstation von Lafayette
( https://www.amazon.de/MKC-Marcucci-GBC-MSS-9-Lafayette-Mini-Lötstation/dp/B00B225C6M ), wie man sie für das Bestücken von Platinen verwendet. Ein normaler Lötkolben hätte viel zu viel Leistung. Alternativ kann man eine batteriebetriebene Lötnadel (z.B. https://www.conrad.de/de/mobiler-loetkolben-45-v-7-w-toolcraft-bleistiftform-450-bis-550-c-akkubetrieben-1553759.html ) verwenden, wie man sie u.a. für das Nacharbeiten von 3D-gedruckten Objekten einsetzt.
2018–7‑18
Da Hauptmaterial des Krippenbaus ist heute nicht mehr Holz, sondern extrudiertes Polystyrol (XPS, Styrodur). Es ist leicht, man kann es gut Formen, auch Schnitzen und Feilen – zumindest von Hand. Es hat nur zwei Nachteile: man kann es nicht mit der Maschine bearbeiten und es ist nicht hitzebeständig. Das wäre eigentlich nicht schlimm, aber beim Heißkleben gibt es immer wieder Schwierigkeiten, wenn der Kleber zu heiß wird. Dann nämlich schmilzt der Heißkleber Löcher ins Material. Abhilfe schaffen Niedrigtemperaturklebepistolen und regelbare Klebepistolen, vgl. http://www.krippenverein.de/forum/viewtopic.php?f=3&t=405&p=1814&hilit=westfalia#p1814. Daher haben die Klüsserather Krippenfreunde investiert und eine Flotte von Westfalia 125W Klebepistolen angeschafft, vgl. Bild.
Auf 150°C eingestellt, können die Klebepistolen den ganzen Tag eingeschaltet bleiben, tropfen nicht und brennen keine Löcher ins XPS. Im Kurs haben wir zumeist USA XPS (hellgelb) verbaut, da es sich gut schneiden lässt und in Deutschland gut erhältlich ist, vgl. http://www.krippenverein.de/forum/viewtopic.php?f=3&t=336&hilit=welches+styrodur. Unter dem Schnee wurde blaues XPS verwendet, damit es „kalt durchschimmern“ kann, vgl. Bild.
PS: werkstatt-Heißluftgeräte sind auch nicht zu empfehlen. Besser verwendet man einen alten Fön
2018-07-19
Die klassische Form, Schnee auf der Krippe zu imitieren, funktioniert mittels „Uniflott“. Uniflott lässt sich gut gestalten und erzeugt eine sehr glatte Oberfläche, was bei Schnee sehr wichtig ist. Andere Innenspachtelmassen auf Gipsbasis sind natürlich auch geeignet, solange sie ausreichend geschmeidig sind.
Am schönsten sehen Krippen aus, bei denen nicht alles einfach zugeschneit ist. So findet man häufig Krippen, die ein wenig nach „Tauwetter“ aussehen. Der Schnee ist auf dem Dach schon nach unten gerutscht und auf dem Boden haben sich Haufen von heruntergefallenem Schnee gebildet. Diese werden mit blauem Styrodur (vgl. dieses Thema) und mit Uniflott übergespachtelt, vgl. Bild. Wenn die Oberfläche nicht glatt geworden ist, wird nach dem Trocknen mit feinem Schleifpapier der „Schnee geglättet“. Zum Schuss wird der Schnee mit weißer Farbe gefasst und in die noch feuchte Farbe etwas Glimmer hineingestreut. In Kehlen und am unteren Rand sollte man in die Farbe etwas Blau oder Türkis einmischen, um Dynamik zu erzeugen.
Die zweite Methode, nutzt ein Produkt namens „DEGALAN“ von der Firma Evonik http://www.degalan.com/product/degalan/en/about/. Die kleinen Partikel sind etwas kleiner und durchsichtiger als das gemahlene Polyethylen, welches man in „Kunstschnee“ für Dekorationszwecke oft findet.
Ansetzen läßt sich die Masse recht einfach. Man füllt einen Becher mit ca. 1/3 Weißleim und gibt nach Bedarf Wasser hinzu. In diese Masse rührt man allmählich Degalan Partikel ein. Der Anteil an Wasser macht den entstehenden Partikelfilm mehr oder weniger durchsichtig. Man sollte so viel Degalan zugeben, dass die Masse sich gerade noch rühren lässt. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Masse beim Aufspachteln wie Wasser herunterläuft und den Eindruck von Zuckerguss hinterlässt, anstatt an Schnee zu erinnern. Mit dieser Methode lässt sich insbesondere ein „schmutziger“ Schnee herstellen, wie er nach einigen Tagen Tauwetter zu finden ist.
Alternativ kann man das Degalan ganz dünn als Deckschicht auf die Uniflott – Masse (vgl. vorheriger Beitrag) auftragen. Man braucht dann keinen Glimmer. Hierbei entsteht ein sehr glänzender Schnee, der „übergefroren“ wirkt.
2018-07-20
Heute geht der Krippenbaukurs zur Schneekrippe zu Ende. Zum Abschluss haben wir nochmal alle Krippen im Krippenmuseum http://www.krippenmuseum.info aufgebaut. Insgesamt sind 11 Krippen im Kurs entstanden oder bearbeitet worden, vgl. Bilder. Fertigwerden, war ja dieses Mal ausdrücklich nicht gefordert.
Es war – wie immer – eine schöne und anstrengende Woche. Das wunderbare Sommerwetter hat uns Gelegenheit gegeben, die Bier- und Weingärten der Umgebung zu erkunden und neben dem Krippenbau auch die Geselligkeit zu pflegen.
Hallo De Nitzemer!
Super sind deine Ausführungen. Besonders gut gefällt mir in der Tat die erste Krippe (bei den Bildern), wo der Schnee schon zu tauen begonnen hat. Bei den voll beschneiten ist mir das zu viel des Guten. Obwohl – die mit dem tollen Nadelbaum ist schon richtig klasse.
Kannst du mir vielleicht sagen, wie der Baum gemacht wurde?
Viele Grüße
Bine
Hallo Bine,
die „Schneefichte“ hat eine Teilnehmerin bei uns im Kurs gemacht. Daher musste ich mich erst ein wenig schlau machen.
Basis ist ein Fichtenzweig oder der Stamm von einem Fichtensämling. Ab besten funktionieren Bäumchen „aus den Bergen“, da bei diesen die Knoten für die Zweige / Ästchen schön dicht zusammen sitzen. Sie wachsen schließlich nur langsam. Auf Höhe der Knoten werden künstliche Asperagus eingesetzt. Das geht gut mit einem Akkuschrauber und etwas Weißleim. Dabei muss man darauf achten, unten etwas größere und oben zunehmend kleinere „Zweige“ einzusetzen, ggfs. muss man den Kunstasperagus etwas kürzen. Die Bestandteile sind in der Abbildung dargestellt.
Den „Tannenbaum“ kann man so schon für die Krippe nutzen. Für eine Schneekrippe muss man nun auf die Zweige an den freiliegenden Stellen Uniflott auftragen, den man zu Schnee dekorieren kann.
Gloria et Pax
de Nitzemer
Hallo deNitzemer,
vielen Dank, das hilft mir sehr weiter. Ich muss mal sehen, wo ich diesen künstlichen Asparagus bekommen kann.
Wenn ich das ausprobiert habe, schicke ich ein Bild.
Viele Grüße,
Bine